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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
66. Jahresband.1986
Seite: 348
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1986/0348
Die Klosterschule von Allerheiligen

Aus den Jugenderinnerungen des ehemaligen Regierungsdirektors von
Konstanz Josef Ignaz Peter

Hugo Schneider

Wie die Benediktiner unterhielten auch die Prämonstratenser in ihren Klöstern Schulen
zur Heranbildung ihres Klosternachwuchses, aber auch zur Erziehung junger Menschen
, die nicht in den geistlichen Stand eintreten wollten. Eine solche Schule betreuten
auch die Herren von Allerheiligen. Wann sie gegründet wurde, ist unbekannt, vermutlich
im späten Mittelalter. Als nach dem Straßburger Bischofskrieg das Renchtal 1593
an den lutherischen Administrator Johann Georg von Brandenburg fiel, wurde sie aufgehoben
, doch nach Rückgabe des Klosters an den Orden wurde der Unterricht wieder
aufgenommen. Da Schulakten und andere Quellen fehlen, läßt sich über die Schülerzahl
sowie den Schulbetrieb nichts ermitteln bis auf die letzten Jahre vor der Auflösung
des Klosters 1803. Für diese Zeit hat der Oberkircher Maler Walz aus den Klosterakten
Auszüge angefertigt, die über die Unterrichtsfächer, die Schülerzahl u.a. berichten.
Eingehende Kenntnisse über das Schülerleben in Allerheiligen vermitteln dagegen die
„Jugenderinnerungen" des ehemaligen Regierungsdirektors von Konstanz Josef Ignaz
Peter, der von 1801 bis zur Aufhebung des Klosters 1803 die Klosterschule besuchte.
Sie war damals eine Mittelschule mit etwa 50 Schülern, die alle im Internat wohnten.
Peter verfaßte seine Erinnerungen in der Zeit von 1850 bis 1858 während seines Exils in
Paris und Frauenfeld in der Schweiz, wohin er sich, wegen Teilnahme an der Revolution
von 1848/49 zu 20 Jahren Zuchthaus verurteilt, zurückgezogen hatte. Seine eingehende
Darstellung beschreibt in gepflegter Sprache das freundschaftliche Verhältnis
zwischen Lehrer und Schüler, Unterkunft und Verpflegung, aber auch das abwechslungsreiche
Leben im Laufe des Jahres, das den Buben viele Freiheit gewährte.

Die Arbeit begnügt sich, zusammenhanglos einige orientierende Texte anzuführen.

„Diese Norbertiner1, die weiße Kleidung trugen und deren Bart geschoren
war, hatten früh schon den Ruf der tadellosen Sitten, der Liebe zu den Wissenschaften
und der Menschenfreundlichkeit; solchen schönen Ruf hat das
Kloster Allerheiligen behauptet bis an sein Ende.

Am Morgen des 31. Oktobers 1801 reiste ich, begleitet von meinen Eltern, in
Gesellschaft meiner zwei Vettern aus der Heimat, und trotz der abscheulichen
Wege, die sich dazumal fast nur für Ochsenwagen eigneten, langten wir beizeiten
in Allerheiligen an, wo wir herzlich willkommen geheißen wurden. Schon
hatten sich die Zöglinge, oder die Studenten, wie man sie lieber nannte, in einer
Stärke von wenigstens 50 Köpfen beinahe vollzählig eingefunden, und
meine Mutter, die diesen Ort zum ersten Male betrat, war erstaunt, in dieser
Abgeschiedenheit soviel munteres Leben anzutreffen. Ich meinerseits hatte eine
so stattliche Gesellschaft junger Leute bis dahin nie gesehen und war voll

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