Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
66. Jahresband.1986
Seite: 350
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war, enthielt unten neben den Schul- und Studiersälen die Wohnung unseres
Dieners, und wenn man so will unseres Türhüters . . .

Die hohen geräumigen Schulsäle zu ebener Erde, nichts weniger als zierlich zu
nennen, waren ihren Zwecken gemäß solide ausgestattet, und in einem gewaltig
großen, aber nicht tiefen Schrank war für jeden Zögling zur Bewahrung
seiner Bücher, Schriften und Kleinigkeiten ein abgesondertes, verschließbares
Gefach vorhanden, worin einige von Haus aus verzärtelte Jungen auch Leckereien
aufzuheben pflegten. Im breiten Hausgang an der Wand, zuweilen auch
im Hof neben der Tür, war auf einer Bank stets ein großer sauberer Kübel von
Tannenholz mit kristallreinem Trinkwasser aufgestellt und mit einer hölzernen
Schapfe ausgerüstet.

Im oberen Stock befanden sich unsere Schlafsäle — drei, wenn ich mich recht
besinne — und durch einen breiten Gang davon getrennt die Wohnung des
Magisters und seiner bejahrten Haushälterin. Die Schlafsäle der Studenten,
mit Möbeln nur zur Notdurft versehen, hatten einen hölzernen Fußboden und
enthielten zwei Reihen von Schlafzellen, die durch eine durch die ganze Länge
des Saales laufende Bretterwand voneinander geschieden waren, wie auch die
einzelnen Zellen unter sich durch einfache Bretterwände gesondert waren. An
jener Hauptscheidewand hin, jeweils über dem Kopfe, hatte jeder einen wohlbefestigten
Schaft und daneben ein Zapfenbrett. Nach oben wie nach vorne,
nach der Fensterseite, standen die Zellen offen, und wer nicht so glücklich
war, ein Fenster direkt vor sich zu haben, dem blieb nur der Blick auf die
nackte Wand. Doch war das unser geringster Kummer, denn die Aussicht ins
Freie konnten wir den ganzen Tag genießen, und unsern jungen Gemütern,
denen es an heiteren Bildern im Innern zu keiner Zeit gebrach, konnten ein
paar Grad weniger Licht nicht viel verschlagen. Ein Punkt nur machte eine
empfindliche Ungleichheit. Es war nämlich gestattet, vor dem Fenster in einem
Verschlage von Brettern ein Gärtchen anzulegen. Das mußte bei denen,
denen kein Fenster zur Verfügung stand, Eifersucht erzeugen; doch ließen sich
einige Fensterbesitzer bereitfinden, mit dem weniger begünstigten Nachbarn
ein billiges Abkommen zu treffen.

In dem Alter der Zöglinge bestand ein großer Unterschied. Es befanden sich
unter uns mehrere, die noch dem Kindesalter angehörten, andere waren schon
erwachsen. Aus guten Gründen hielt ich mich zu den Kleinen; und zu denen
welchen ich mich am liebsten anschloß, gehörten zwei „echte" Franzosen, de
Sirjaques und Lancrenon, einmal weil ihr Benehmen entschieden feiner als das
der andern war, und dann weil der Umgang mit ihnen mir den Vorteil gewährte
, mich im Französischen zu üben. Der Verkehr mit den Elsässern wurde mir
besonders ihrer fehlerhaften Mundart wegen nicht so sehr empfohlen.

Auch in der gesellschaftlichen Stellung war unter uns eine Verschiedenheit,
obgleich wir sie, wie ich beifügen muß, so gut als gar nicht beachteten. Neben

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