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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
66. Jahresband.1986
Seite: 355
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durchbohrt, um den Strick zum Transporte durchzulassen; zwei kurze runde
Stäbe aus hartem Holz, an dem einen Ende spitz auslaufend, dienten als
Schneeruder und vollendeten die Ausrüstung.

An Schlittenbahnen in der unmittelbaren Nähe war kein Mangel. . . Was die
Jugend wenig beachtet, was mich später aber oft in Verwunderung gesetzt hat,
ist die nach Verhältnis kleine Zahl der Krankheitsfälle, die sich unter uns ergab
; obgleich die waghalsigen Methoden unseres Schlittens schon für sich allein
genommen Möglichkeiten dazu im Übermaß boten.

Gegen die Faschingszeit hin wurden passende Schauspielstücke einstudiert. Es
gebrach uns weder an einer Schaubühne, noch an bescheidenen Dekorationen
und Kostümen. Der Geist des Scherzhaften und des Komischen, der zu solcher
Zeit in die Leute fährt, war den Klöstern überhaupt nicht fern; nur durften
weder die Geistlichen noch auch die Laienbrüder Rollen übernehmen. Um so
geeigneter und um so aufgelegter dazu waren die Studenten; und wenn es nötig
schien, ließen sich in der Nachbarschaft von Allerheiligen leicht ein paar
Spaßvögel finden, die man zu Hilfe rufen konnte. . .

Endlich mußte es auch in unserem Kessel Frühling werden. . . Nun war die
Zeit des Gärtelns gekommen. . . Doch kam der Zeitpunkt auch für die dürftig
gedüngten kleineren Länder, in denen die Studiosen ausschließlich tätig waren
, jeder so gut, wie er es verstand. Rettiche und Kresse waren alles, was wir
pflanzten und auch alles, was wir dem Boden zumuten konnten. . . Die Zeit,
da wir die ersten Rettiche ausziehen, die erste Kresse schneiden und beides verspeisen
konnten, war uns ein Freudentag. . .

An einem Sommertag war es auch, wo die geistlichen Herren uns nach der
Glashütte von Buhlbach führten, die, am entgegengesetzten Abhang des Kniebis
und daher schon in Württemberg gelegen, damals das Eigentum eines
Herrn B. gewesen ist. Unter den Führern befand sich wie schon bei andern Gelegenheiten
der Pater Kellerer des Klosters, ein guter jovialer Mann. . . Wir
stellten uns in einiger Entfernung von dem Dinge auf, das die Glasmacher den
„Kühlofen" nennen; jeder drehte bald die eine, bald die andere Seite seines
Körpers der Öffnung zu, die trotz der gegenteiligen Zweckbezeichnung des
Ofens einen Strom von bratender Hitze nach außen sendet. . . Mit Bewunderung
sahen wir den Arbeiten der Glaszykeopen zu, von deren Kunst wir einen
hohen Begriff bekamen; nach und nach nahmen wir die ganze Fabrik mit ihren
Einrichtungen und Vorräten in Augenschein. Wir wurden außerdem trefflich
bewirtet, und sogar für eine bescheidene Tanzmusik war gesorgt. . .

Noch einmal. . . möchte ich mit einem Wort auf Allerheiligen zurückkommen
. Wenn eine unbegrenzte Dauer der Klöster an sich zu rechtfertigen wäre,
dann ließe sich gegen das Fortbestehen einer Kongregation von der bescheidenen
Lebensweise und der wohltätigen Wirksamkeit der Herren von Allerheili-

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