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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
66. Jahresband.1986
Seite: 357
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1986/0357
200 Jahre „Altweibermühle" in Wolfach

Josef Krausbeck

Unter den mancherlei bekannten Fasnachtsspielen, die als Überreste einstiger
Spielfreude um die Fasnachtszeit noch aufzufinden sind, dürfte dem Wolfa-
cher Spiel von der „Altweibermühle" eine ganz besondere Bedeutung zukommen
. Dieses Spiel, das im kommenden Jahr 1987 sein zweihundertjähriges Bestehen
feiern kann, ist, wie das Institut für den Wissenschaftlichen Film in
Göttingen feststellte, in seiner Art wohl einmalig in ganz Europa. Nirgends ist
mehr ein ähnliches Spiel zu finden, das als Singspiel mit einer eigenen durchgehenden
Melodie heute noch aufgeführt wird, wie dies in Wolfach alle fünf
Jahre der Fall ist. Was aber dieses Spiel vor allen sonst noch bekannten Fasnachtsspielen
auszeichnet, ist sein Text, der nicht in volkstümlicher Weise zusammengestoppelt
ist mit primitiven, ja meistens erzwungenen Reimen, häufig
auch mit überlangen Versen oder Liedern, die eben die Hand dichterisch
versuchender, aber doch in etwas ungelenker Weise schreibender Laien dokumentiert
.

Das Spiel, dessen Verfasser mir erst in langer Forschung bekannt wurde, den
ich vor 30 Jahren noch nicht kannte, zeugt von einer dichterischen Routine,
wie sie eben den volkstümlich geschriebenen Spielen meist fehlt.

Georg Anton Bredelin, aus dem Fürstenbergischen Städtle Hayingen im Oberschwäbischen
kommend und seit etwa 1785 in Hausach als Fürstenbergischer
Schulvisitator für das FF. Kinzigtal angestellt, konnte ich als Verfasser ausfindig
machen. In mündlicher Überlieferung und auch in der sog. Metzger-Au-
gust'schen Chronik Wolfachs aus der Zeit um 1895 wurde der Name Brödler
oder Brodle aus Hausach genannt, der sich dann bei genauer Forschung als
der gen. Georg Anton Bredelin darstellte.

Dies ist also anders als vor 30 Jahren in der „Ottenau" 30./1956. Dann aber
konnte ich auch der Anregung des bekannten Volkstumsforschers Johannes
Künzig folgen, der in seinem Büchlein über die alemannisch-schwäbische Fasnet
1950 die Anregung brachte, man solle dies Spiel doch wieder mit guter musikalischer
Begleitung aufführen. Auch der bekannte Fasnetforscher Wilh.
Kutter, der im Südd. Radio eine Aufführung der „Weibermühle" brachte, die
er hier aufgenommen hatte, war so von diesem Stück begeistert, daß er unbedingt
sagte, man müsse es wieder ins Repertoir der Wolfacher Fasnetspiele
aufnehmen. „Das ganze Studio-Haus in Stuttgart singt und pfeift nur noch
Weibermühle!", sagte er. Der Hegaudichter Ludwig Finckh, der von Kutter
auf die „Weibermühle" aufmerksam gemacht wurde und bes. deshalb daran
interessiert war, weil er einst selbst über „Tripstrill" schrieb, das ja als Ort der

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