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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
66. Jahresband.1986
Seite: 359
(PDF, 109 MB)
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Als ich vor einigen Jahren im Hayinger Naturtheater Sailers „Schwäbische
Schöpfung" sah, fiel mir gleich manche Verwandtschaft zu Bredelin oder umgekehrt
Bredelins zu Sailer auf. Der Qualität der Weibermühle-Verse nach
möchte ich fast vermuten, Bredelin wäre von Sailer beeinflußt oder hätte gar
ein Werk Sailers zur Grundlage gehabt. Denn der Text der „Weibermühle" ist
so gut und präzis und so in aller Kürze auf die Melodie gesetzt, daß eben dies
Spiel weit über sonstigen Fasnachtsspielen steht. Als Kutter das Stück im Südfunk
brachte, gab er mir den Auftrag, einen erklärenden Zwischentext zu
schreiben, was ich in Prosa machte. Denn nur mit den Texten Bredelins hätte
ein Hörer kein rechtes Bild von diesem Spiel bekommen.

Als es mir dann gelang, für 1973 endlich das Spiel auf die Wolfach er Spielbühne
(Podium auf dem Marktplatz) zu bringen, mußten auch hierfür erklärende
Sprechstellen geschrieben werden. Nur war ich mir im klaren, daß zu einem
Spiel solcher Qualität ein einfacher Prosatext zu primitiv wäre. So schrieb ich
denn in aller Eile einen Text in Reimen, den ich aber zum Unterschied zu Bredelins
Spieltext in Wolfacher Mundart schrieb. So können nun Zuschauer
oder Zuhörer merken, wer in den einzelnen Szenen auftritt. Auch war es mir
dabei möglich, die Szene, wenn das Hanswurstweib noch schlimmer aus der
Mühle kommt, mit gesteigerter Dramatik zu erweitern, um diesen eigentlichen
Höhepunkt des Spieles auch richtig zu einem solchen machen zu lassen.

Nicht vergessen soll auch der Hinweis sein, daß der Südwestfunk Baden-Baden
in den 1960er Jahren das Spiel zu einer Sendung verwendete, bei der allerdings
unser altes Spiel doch zu sehr verändert wurde. Aber diese Sendung hatte
den besonderen Erfolg, daß den Wolfachern, zumal den Herren vom Narrenrat
bewußt wurde, daß das dummerweise verpönte Spiel von der Altweibermühle
seine Bedeutung hat und nimmer länger in der Vergessenheit bleiben
sollte.

So war denn auch der Weg geebnet, daß im Jahr 1973 wieder die erste Aufführung
stattfinden konnte und daß dies Spiel seinen festen Platz bekam in der
Folge der hiesigen Fasnetspiele, deren über 80 im Lauf von 200 Jahren feststellbar
sind.

Als Bredelin vor 200 Jahren dies Spiel in seiner Hausacher Dienstzeit schrieb,
konnte er es allerdings in Hausach nicht zur Aufführung bringen, denn dort
waren die fasnächtlichen Gepflogenheiten nur sehr dürftig, vielleicht weil im
Gegensatz zu Wolfach auch die finanzielle Grundlage gering war (Bauern,
Handwerker und Bergleute), während in Wolfach durch Holzhandel und Flößerei
doch eine bessere finanzielle Situation vorlag. Auch hatte man in Wolfach
seit Generationen eine Tradition fürs Theaterspielen, eine „Commedian-
ten-Companie", die schon mancherleit Spiele zur Aufführung gebracht hatte.
Aus der gen. Commedianten-Companie ist wohl auch die Wolfacher Narrenzunft
entstanden, die sich in der Folge mit vielen Spielen befaßte. Wenn z.B.

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