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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
66. Jahresband.1986
Seite: 383
(PDF, 109 MB)
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Ende. Sie konnten auf Raumünz und Murg mit ihren vielen Krümmungen
„und ihren rauhen und hohen Felsen" erst nach Ausräumung und Begradigung
des Bachbetts transportiert werden. Das forderte einen für jene Zeit ungeheuren
Aufwand an Geld. Die Landesherrschaft sah sich nicht in der Lage,
die hohen Kosten für Ausbau und Unterhaltung der Floßstraßen und das damit
verbundene Risiko zu übernehmen. Daher bildeten sich jetzt im ganzen
nördlichen Schwarzwald, so in Calw, Neuenbürg und Pforzheim, kapitalkräftige
private Handelsgesellschaften (Holzkompagnien). Dies war eine für das
Zeitalter des Merkantilismus charakteristische Unternehmungsform des frühen
Kapitalismus, die ähnlich auch in anderen Bereichen des Handels in Erscheinung
trat. Nach langen Verhandlungen kam es 1758 zur Bildung der
Murgkompagnie. Es war ein Zusammenschluß Murgtäler, Pforzheimer und
württembergischer Holzhändler. Sie übernahm es, „den Murgfluß und einige
bis dahin einfallende Nebenbäche, die zwar schon von langem her zum gemein
Holz-, Seegklötz- und Scheiterflözen geöffnet sind, auch zum Holländerholzflözen
zu öffnen, das in den hochfürstlichen Lehenwaldungen befindliche
zahlreiche Holländer-, Gemeinflotz- und Bauholz zu fällen und auf der Murg
nach dem Rhein verflößen zu lassen". Der Vertrag wurde auf 30 Jahre abgeschlossen
und nach Ablauf nochmals um 10 Jahre verlängert, dauerte also bis
1798. Er war das Werk der Kameralisten, die über die Köpfe der Forstleute
hinweg die völlige Verwüstung der überkommenen Wälder betrieben.

Für die ganze dreißigjährige Bestandzeit wurde ein fester Preis von 5 fl je Holländertanne
(und für geringere Sortimente entsprechend weniger) vereinbart.
Dazu mußte die Murgkompagnie noch Hauer- und Fuhrlohn, Löhne für Floßbarmachen
und Unterhaltung der Floßeinrichtungen und für Verflößen sowie
Zoll entrichten, das waren mindestens 25 fl je Holländerstamm. Die Kosten
der Floßbarmachung beliefen sich auf 150000 fl. Dieser Betrag gibt eine Vorstellung
von der Kapitalkraft der Gesellschaft und dem zu erwartenden Gewinn
. Das Ergebnis dieser Nutzungen war die völlige Entwaldung der im Einzugsgebiet
der Bäche gelegenen steilen Berge. Der Wiederaufbau der verwüsteten
Waldungen wurde die große Aufgabe der Forstverwaltung im 19. Jahrhundert
.

Die Gründung von Waldkolonien

Eine Auswirkung des Vertrages von 1758 war die Besiedlung des Raumünz-
achtals, besonders von Erbersbronn. Den Arbeitern der Murgkompagnie war
zugesichert worden, man werde ihnen „in schicklichen Gegenden nicht allein
die Plätze zu denen Gebäuden, sondern auch zu nötigen Wiesen und Bauländern
anweisen"; sie mußten dafür einen Gulden Bodenzins vom Waldmorgen
jährlich entrichten. Es wurde ihnen gestattet, je eine Kuh und einen Anbind-
ling, „jedoch absolute keine Geiß" in die herrschaftlichen Waldungen zur
Weide zu treiben.

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