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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
66. Jahresband.1986
Seite: 394
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fach alle Mißliebigen zur Auswanderung zu bringen, da in Amerika nur gesunde
Personen ohne körperliche Gebrechen und keine Alleinstehenden über
60 Jahre angenommen wurden.

Über das Schicksal der Auswanderer ist wenig bekannt. Ein Brief vom September
1850 aus den Vereinigten Staaten läßt erkennen, daß es ihnen gut ging.
Sie haben Haus, Land und Vieh und bauen Feldfrüchte an. Ihre Nachbarn aus
dem Badischen haben Obstgärten angelegt. Ihre Verwandten sollen ihnen auf
jeden Fall nachfolgen, wenn sie das Glück haben, daß ihnen die Reise bezahlt
wird. Bis zum Ende des Jahres 1852 waren von fast allen Auswanderern gute
Nachrichten eingetroffen. Sie stimmten darin überein, daß es in Amerika Arbeitsgelegenheit
in Fülle gab und das gute Auskommen der Auswanderer gesichert
war. „Die Hauptsache ist, bald heiraten zu können." Ehen seien schon
auf dem Schiff geschlossen worden. Natürlich gab es auch Widerwärtigkeiten
unter denen das gesamte Auswandererwesen der damaligen Zeit zu leiden hatte.

Auch im Jahr 1853 wanderten nochmals 61 Personen aus den Waldkolonien
nach Amerika aus. Damit waren die Massenauswanderungen aus den Kolonien
beendet. Im Lauf von vier Jahren waren 312 Personen ausgewandert. Die
Kosten dafür beliefen sich für den badischen Staat auf 28 272 fl. Auch in den
folgenden Jahren und bis um die Jahrhundertwende sind immer noch einzelne
Familien mit Unterstützung der Forstverwaltung ausgewandert, die meisten
wieder nach Nordamerika. Es waren nochmals 42 Familien.

Für die Zurückgebliebenen wirkten sich die Auswanderungen ohne Zweifel
günstig aus. Die verringerte Zahl an Arbeitskräften bot die Gewähr für ausreichende
Beschäftigung, zumal sich die Holzvorräte jetzt wieder erholten und
größere Nutzungen zuließen. Außerdem hatte jetzt der Waldwegebau energisch
eingesetzt. Auch der Kulturbetrieb forderte viele Arbeitskräfte, so daß
die Klagen der ärarischen Kolonisten über mangelnden Verdienst bald aufhörten
; es wurden sogar Bühlertäler und Forbacher Arbeiter während des ganzen
Jahres beschäftigt. Die Kolonisten, so heißt es in den Akten, könnten noch
mehr verdienen, wenn sie sich entschließen würden, während des Winter auswärts
zu arbeiten, doch davon wollten sie nichts wissen.

Die eigentliche Wegebautätigkeit in den Waldkolonien begann in den 1830er
Jahren. Die große Straße von Raumünzach über Erbersbronn, Hundsbach,
Hundseck nach dem Sand mit einer Länge von 14 km und einem Aufwand
von 21000 fl wurde von Forstleuten erbaut, um bessere Abfuhrmöglichkeiten
für das Holz zu schaffen. Das gleiche gilt für die Schwarzenbachstraße zum
Sand. Das Schlußglied im Wegesystem der Herrenwieser und Hundsbacher
Waldungen war der Bau der Straße vom Sand ins Bühlertal (Beginn 1846,
Aufwand 25000 fl). Damit war den Bühlertäler Sägewerken der Zugang zu
den Herrenwieser Waldungen geöffnet, das Monopol der Murgschiffer, das
sie in Herrenwies immer noch hatten, gebrochen.

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