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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
66. Jahresband.1986
Seite: 412
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aus ihren Pflanzschulen Fichten, insbesondere jedoch Kastanienpflanzen zur
Aufforstung der verkommenen Weidberge zur Verfügung und veranlaßte die
Gemeinden, Saat- und Pflanzschulen für ein großes Aufforstungsprogramm
in den Weidfeldern, Wildbergen und devastierten Privatwaldungen anzulegen
. Das Finanzministerium stellte der Direktion der Forsten, Berg- und Hüttenwerke
bedeutende Mittel für den Aufkauf von Privatwaldungen zur Verfügung
. Allgemein wurde empfohlen, Mittel und Wege zu suchen, um den vielen
Überzähligen und Erwerbslosen die um die Jahrhundertmitte sehr gesuchte
Auswanderung nach Amerika zu ermöglichen. Damit versuchte man natürlich
auch den Verbleibenden das Auskommen aus den spärlichen Erträgen der
kleinen Landwirtschaften zu verbessern. Die Waldgenossenschaften des
Achertales nahmen, nachdem ihnen außerordentliche Holzhiebe hierfür nicht
genehmigt worden waren, Kapital auf, um einerseits die augenblickliche Not
ihrer Genossen und deren Angehörigen zu mildern, andererseits auch zur Finanzierung
der Auswanderung der Angehörigen ihrer Bürger. Die Seebacher
Bürger, sowohl Hofgutbesitzer als auch Kleinbauern schlugen in ihren Waldungen
alles schlagbare Holz ein, um ihre Not zu überwinden und zugleich ihren
Angehörigen die Überfahrt nach Amerika zu bezahlen. Andere Bürger,
die selbst mit dem Holzeinschlag nicht zurecht kamen, verkauften oder verpfändeten
aus denselben Gründen ihre Waldgrundstücke an wohlhabendere
Auswärtige und Händler, um leben zu können.

Die Gunst der Stunde für billige Erwerbungen nutzend, aber auch um ortsfremden
und privaten kapitalkräftigen Käufern, die es in dieser Zeit vielfach
auf Spekulationen abgesehen hatten, zuvorzukommen, berichtet Gerwig am
23. 10. 1856, auf Gemarkung Seebach „lasse sich in den nächsten Jahren 2000
Morgen Wald zu günstigem Preis erwerben, auf den Hängen rechts und links
des Ruhestein in Stücken von 15 — 200 Morgen zu Preisen von 10 — 30 Gulden
je Morgen. Die Waldungen wären am besten in der Hand des Staates; sie
sind auch teilweise den Besitzern zur Last", da sie erst aufgeforstet und jahrelang
ohne Ertrag auf den mageren Böden gepflegt werden müßten.

„Die Bezirksforstei bittet daher um die Ermächtigung, Wertberechnungen aufzustellen
, die auf die verschiedenen Boden- und Bestandsverhältnisse angewandt werden
können." Die vorgesetzte Behörde, die bisher aus Mangel an Mitteln und wegen des
ständigen Personalmangels am Erwerb von Waldungen auf den geringwertigen Buntsandsteinböden
wenig interessiert war, läßt sich, da nunmehr offenbar Mittel für Waldkäufe
zur Verfügung standen, durch obigen Bericht Gerwigs zu diesem Schritt bewegen
. Sie erteilt die Ermächtigung zur Aufstellung von Waldwertrechnungen, nicht nur
für den Einzelfall eines Kaufs, sondern grundsätzlich für alle überhaupt in Frage kommenden
Privatwaldungen, die jetzt zu den Käufen der Waldungen des ganzen hinteren
Seebachtals von der Grenze des Allerheiligenwaldes bis zum Seibelseckle mit insgesamt
26 Grundstücken führen. Die Größe der Grundstücke liegt zwischen 6 und mehreren
100 Morgen, die Verkaufspreise für die teilweise kahlen oder nur mit etwas Fichten, ab
und zu Tannen, mit Birken und Vogelbeeren bestockten Flächen zwischen 10 und 80
Gulden, die Grindeflächen 3-7 Gulden je Morgen. Die Ankaufspreise sind in den mei-

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