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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
66. Jahresband.1986
Seite: 416
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1986/0416
Während in Ottenhofen und Seebach jeweils nur Waldteile der Hofgüter oder
einzelne Waldparzellen an den Staat verkauft wurden, sahen sich die Bauern
an der Westseite des Sulzbachtales auf Gemarkung Lautenbach in der zweiten
Hälfte des vergangenen Jahrhunderts aus Existenzgründen gezwungen, jeweils
ihren gesamten Grundbesitz zu verkaufen und sich anderweitig anzusiedeln
. Auf den Steillagen des auch Langengrund genannten Tales war die
Land-, Weide- und Waldbewirtschaftung der einsamen und abgelegenen Höfe
des Sohlberggebietes zu schwierig geworden, um so mehr als die gegenüberliegende
Talseite aufgeforstet worden war. Zu Hochwaldungen herangewachsen
, wurden die klimatischen Verhältnisse der landwirtschaftlichen Flächen
immer ungünstiger. Dazu kamen die schlechten Wegverhältnisse im Sulzbachtal
, die es höchstens nur gestatteten Handkarren zu benutzenoder die zu tragenden
Lasten auf dem Rücken zu transportieren. Betroffen davon waren alle
dortigen Hofgüter. Es waren dies das Lorenz Kimmigsche Gut, das bis zum
Knappeneck hinaufreichte, das Lorenz Bächlesche Hofgut, die Güter von Peter
Kaufeisen und Leopold Hoferer, die mit insgesamt 70 ha Feld, Reutfeld,
Wiesen und spärlichstem Wald zwischen den Jahren 1862 und 1895 in Staatsbesitz
übergingen. Mit Ausnahme eines Nebengebäudes des Bächlehofes, das
umgebaut wurde und heute noch als „Turnerhütte" vom Turnerbund Oberkirch
benutzt wird, wurden alle sonstigen Gebäulichkeiten abgerissen, das
Material konnte z.T. von den Verkäufern abgefahren und auf neuen besseren
Standorten wiederverwendet werden. Die Ruinen beziehungsweise die Standorte
der Hofgebäude sind heute noch feststellbar. Äcker, Matten und Reutfel-
der wurden aufgeforstet, sind heute wüchsige Bestände und werden in einigen
Jahren hiebreif sein.

Nur das Hofgut der Altschmatt des Cyriak Bohnert mit insgesamt 23 ha, das 1892 ebenfalls
wegen wirtschaftlichen Schwierigkeiten verkauft wurde, blieb mit seinem gesamten
landwirtschaftlichem Gelände, Feldern und Wiesen erhalten, während das Reutfeld
aufgeforstet wurde. Die landwirtschaftlichen Güter wurden danach hauptsächlich an
Waldarbeiter verpachtet, das Wohngebäude diente viele Jahre dem dort neueingesetzten
Forstwart als Wohnhaus.

6. Zusammenfassung

Bei Beurteilung der Erwerbspolitik der Großherzoglichen Forstverwaltung
darf nicht verschwiegen werden, daß mit den vielen Erwerbungen aus zumeist
bäuerlichem Besitz oftmals tragische Schicksale verbunden waren, von denen
man heute kaum noch etwas weiß. Die mit dem Verkauf des Winklersgutes,
eines unterhalb des Karlsruher Grates liegenden Waldgütchens verbundenen
Umstände beschäftigt dagegen noch heute die Nachkommen des Gutsinhabers
.

Aus Forstamtsberichten ist das tragische Schicksal einer Häuslerfamilie zu ersehen, die
1902 gezwungen war, ihr Gütchen mit 8,68 ha Wald und Reutfeld zu verkaufen, weil sie
— hoch verschuldet — von dem Ertrag ihres Grundstückes auf den Steilhängen des

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