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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
66. Jahresband.1986
Seite: 422
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Auch direkt vor den letzten Häusern von Helmlingen (Zimmermann Waffenschmidt
) ist der Rhein 500 Meter breit. Doch schauen mehrere Kiesinseln
heraus, und der Talweg geht bereits links um den Fahrkopf und den Salmen-
kopf herum, weil man schon 1819 den Fahrkopf-Rubenkopf mit einem Fa-
schinensperrwerk mit dem rechten Rheinufer verbunden hat, den Fahrkopf
mit dem Salmenkopf im Jahre 1830. Diese Sperrwerke (die Sperrdämme lagen
nur bei Niedrigwasser trocken, bei Normalwasser konnten sie in der Art einer
Furt befahren werden) ließen den Rhein bei Helmlingen immer schmäler werden
. Er wurde zum Unterlauf der Rench. Die Inseln waren bald nur noch
durch schmale Altrheinarme vom rechten Ufer getrennt.

Der volle Rhein traf beim Gritt und dem oberen Hasenkopf auf ein stabiles
Ufer und wurde stark nach links abgelenkt. Die Wassermassen prallten auf die
Halbinsel Kirchhöfel und schnitten sie vom linken Rheinufer ab (1833—1837).
Der Talweg folgte jetzt unterhalb Graueisbaum nicht mehr dem Hochwasserdamm
. Das Kirchhöfel war zu einer Insel geworden. Im rechtsrheinischen
Hinterwasser des neuen Talwegs bildete sich eine neue Insel, dreimal so groß
wie der Hasenkopf. Man nannte sie „Neue Lichtenauer Hasenköpfe". Grau-
elsbaum lag jetzt 800 Meter hinter dem neuen Ufer des offenen Rheins (Karte
1838!). Innerhalb von 10 Jahren war zwischen Helmlingen und Graueisbaum
eine immense Veränderung des Rheinlaufs erfolgt. War das eine Folge der Fa-
schinensprerren, dieser schmalen, doch unter Wasser liegenden Dämme zu
den Helmlinger Rheininseln? Das ist sehr wahrscheinlich so. Das Stromsystem
des wilden Rheins war so labil (wackelig), daß geringste Eingriffe des Menschen
, aber auch zufällige Ereignisse bei Hochwasser den Stromlauf sehr stark
beeinflußten.

Diese Unberechenbarkeit des chaotischen Stromsystems ließ bei den Wasserbauern
die Idee aufkommen, dem Strom ein neues Bett zu geben, das so beschaffen
sein müßte, daß Stromeinbrüche, d. h. Uferveränderungen ein für alle
Male ausgeschlossen wären.

Das setzte rechtsrheinisch einen einheitlichen politischen Willen voraus, der
erst nach der Schaffung des Großherzogtums Baden gegeben war. Bis jetzt
hatte jede der alten Herrschaften dort, wo die Not am größten war, Wasserbauten
vorgenommen. Das konnte aber nur Flickwerk sein. Der neue badische
Staat verfügte zur richtigen Zeit über den richtigen Mann, der in einer genialen
Konzeption einen korrigierten Rheinlauf von Basel bis Mannheim vorschlug
: Johann Gottfried Tulla. Der Leitgedanke bei seinem Plan entstammte
der Erfahrung, daß die Einbrüche des Rheins immer an den starken Krümmungen
erfolgten, wo die Wassermassen auf die Ufer aufprallten (siehe Kirchhöfel
). Das von ihm vorgeschlagene neue Strombett durfte nur sanfte Krümmungen
erhalten. Die Bögen mußten zum Teil gestreckt, zum Teil abgeschnitten
werden. Dieses Ziel war nur mittels Durchstichen zu erreichen. Durch
mangelndes Interesse beim französischen Partner, durch Kriege und Geld-

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