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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
66. Jahresband.1986
Seite: 425
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planten neuen Bett. Wegen großer Kiesbänke mußte er beim Hasenkopf nach
links, oberhalb des Drusenheimer Brückenkopfes nach rechts ausweichen. In
dem bis zu 40 % verkürzten Stromlauf (Speyer!) erhöhte sich das Gefälle. Die
Stromgeschwindigkeit stieg um 20 % und damit auch die Erosionskraft. Tulla
rechnete damit, daß der Strom sich bei Kehl um 5,80 Meter tiefer eingraben
würde. Das tat er zu unserem Glück nicht. Bis 1858 stieg der Wasserspiegel sogar
um 0,80 Meter (Kies von den oberhalb gelegenen Durchstichen!), um bis
1960 wieder 1 Meter zu fallen (nach mittlerem Jahrespegel von Graueisbaum).
Dagegen sank der Stromwasserspiegel oberhalb Breisach bis 1928 um diesen
Betrag. Das hatte zur Folge, daß die Laubwälder an den Ufern infolge des zu
tiefen Grundwasserspiegels verkümmerten. Heute wachsen da nur noch Kiefern
und Dornen.

Auf der Kartenskizze von 1872 zeigt sich der regulierte Rhein in seiner endgültigen
Gestalt, wie er sich einschließlich der Altrheine in meiner Jugend (1925)
noch darbot. Die großen Wasserflächen bei Freistett (Steingrund), beim Roßmörder
und beim Kirchhöfel hatte der Rhein, durch geschickte Faschinenbauten
gelenkt, selbst aufgefüllt. Ende der Zwanziger Jahre wurden die Altrheine
vom vollen Rhein abgetrennt darunter die „Kehl" unterhalb dem Stromwärterhaus
.

Eingangs wurde auf die Festlegung der Landesgrenze im Jahre 1840 hingewiesen
. Diese Grenze ist eine Zick-Zacklinie', bei der jeweils 2 benachbarte
Grenzmarkierungspunkte geradlinig miteinander verbunden sind. Diese
Punkte sind auf der Karte von 1872 eingetragen. Sie liegen auf beiden Rheinseiten
: 89 (Kannkopf), 90 (Rubenkopf), 91 (Salmenkopf), 92 (Rohrkopf), 93
(Junger Grund), 94 (Grefferner Brückenkopf), 95 (Fischer Grund), 96 (Kälbergrund
bei Dalhunden). Die Linie 91—92 war Gemarkungsgrenze von
Scherzheim, 92—93 von Lichtenau. Die feinen punktierten Linien zeigen diese
Banngrenzen an. Z.B. war der rechtsrheinische Brückenkopf um den Fischergrund
Drusenheimer Gemarkung. Lichtenau scheint seine linksrheinischen
Allmendgüter (Junger Grund, Rohrkopf, Bärenkling) verkauft zu haben.
Scherzheim hielt an seinem Besitz (Beilenkopf, Roßmörder) fest, bis durch
den Versailler Vertrag der Talweg Grenze wurde und aller linksrheinische Besitz
badischer Gemeinden verloren ging.

Aus der Zeit der Grenzmarkierung stammen auch noch die Waldschneisen
„Kirchenrachten" genannt. Der Verfasser kennt deren zwei:

1. ) Punkt 93 — Lichtenauer Kirche im unteren Wörth.

2. ) Punkt 92 — Scherzheimer Kirche nördlich von Gritt in Verlängerung eines
Teils des Hochwasserdamms.

Wenn man in einer Kirchenracht stand, konnte man an ihrem Ende die jeweilige
Kirche sehen. Die Rächten waren am Anfang der 20iger Jahre noch wald-

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