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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
66. Jahresband.1986
Seite: 445
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1986/0445
Am gleichen Tag schickte Peter noch die Protokolle über die Verhandlungen
im Regierungsgebäude und im Stadthaus ohne weitere Erklärung nach Karlsruhe
ab und unterzeichnete sie mit „Statthalter"48. Ebenso benachrichtigte er
das Hofgericht in Konstanz sowie die Befehlshaber der wartenden Bundestruppen
. Auch an Hecker scheint er ein Schreiben gerichtet zu haben.

Stockhorn reiste am gleichen Tag nach Pfullendorf in das Hauptquartier der
Bundestruppen ab. Am 18. 4. marschierten sie ohne die befürchteten Ausschreitungen
in Konstanz ein. Bereits am frühen Morgen dieses Tages hatte
der Gemeinderat von Konstanz u. a. beschlossen, daß er nichts gegen den Einmarsch
der Truppen einzuwenden habe. Peter wartete ihn nicht ab, sondern
begab sich mit Huetlin in die Schweiz in das benachbarte Kreuzlingen. Damit
aber endete die Statthalterschaft, die nicht einmal ein Tag gedauert hatte.

Für die Strenge seiner Dienstauffassung ist bezeichnend, daß er noch am
18. 4. in einem Schreiben den Regierungsrat Nombride ersuchte, die Geschäfte
der Kreisregierung zu übernehmen, damit sie nicht unterbrochen würden49.
Nach seiner Rückkehr nach Konstanz enthielt er sich jeder amtlichen Tätigkeit
. Er war der Auffassung, daß er sein Amt freiwillig niedergelegt habe, mithin
er es nicht von sich aus wieder ausüben könne. So wartete er auf eine Entscheidung
der Regierung in der Hoffnung, daß sie Verständnis für sein Verhalten
habe.

Am 19. 4. wurde er von seinem Amt suspendiert und sein Gehalt zum 17. 4. si-
stiert. Außerdem wurde er nach Karlsruhe berufen, um ihn wegen der Konstanzer
Vorkommnisse dienstlich zu vernehmen. Ohne Verzug reiste er in Begleitung
von Bürgermeister Huetlin und des Dekans Kuenzer in die Residenz.
Dort wurde er in mehreren Verhören von einem Mitglied der Staatsregierung
vernommen. Dabei gewann er den Eindruck, daß seine Sache eine günstige
Wendung nehmen werde und fuhr wieder nach Konstanz zurück50. Doch Peter
täuschte sich. Am 20. 4. wurde Hecker bei der Scheideck in der Nähe von
Kandern von den Regierungstruppen besiegt. Der Heckerzug war zu Ende.
Das gleiche Schicksal erlebte am 21. 4. die von Struve und Weishaar geführten
Freischärler, ebenso die unter Führung Sigels am 23. 4. bei Freiburg. Hecker
flüchtete zunächst in die Schweiz und wanderte im September des gleichen
Jahres nach den Vereinigten Staaten aus.

Damit aber gewannen die auf Erhaltung der bestehenden Ordnung gerichteten
Kräfte wieder Aufwind. Der konservative Reichsfreiherr Heinrich von Andlau
brachte in der I. Kammer die Motion ein, nach der untersucht werden sollte,
ob nicht Mitglieder der obersten Staatsbehörde oder der Regierung nahestehende
Männer tatsächlich die Pläne der revolutionären Partei im Lande gefördert
haben51. Am 30. 4. wurde Peter vor Gericht gestellt und am 22. Mai „wegen
seiner Teilnahme an dem am 17. d. M. zu Konstanz stattgehabten hochverräterischen
Unternehmen'' die Untersuchungshaft vom Hofgericht in Konstanz
gegen ihn verfügt. Doch da Peter Mitglied der II. Kammer war, konnte

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