http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1986/0455
Wohnraumvergabe und Miethöhen. Dazu wurden sogenannte Einigungsämter
eingerichtet. Bei allen Wohnungen mit mehr als für die Haushaltsangehörigen
nötigen Räumen konnten unter Androhung polizeilicher Gewalt Zimmer
beansprucht werden. Diese Maßnahmen wurden z.T. erst 1928 wieder aufgehoben
, nachdem sich die Wohnungssituation verbessert hatte.
Daneben litten kleinere Gemeinden an einem anhaltenden Geldmangel, der
sich in einer wachsenden Verschuldung niederschlug und vielen Gemeinden in
der Weltwirtschaftskrise zum Verhängnis wurde.
Überleben durch Arbeit in der Industrie
Obwohl die Landwirtschaft den Ortenauer Dörfern ihr Gepräge gab und sich
die meisten Dorfbewohner als „Bauern" fühlten, konnte ohne eine Arbeit in
der Industrie oder in anderen Gewerben kaum jemand auskommen. Denn die
Einflüsse von Industrialisierung und Realteilung hatten zwischen 1882 und
1900 eine Verschiebung der beruflichen Gliederung bewirkt3. Es entsprach einer
Entwicklung, die für ganz Baden ebenso typisch wie für die Ortenau war.
Immer mehr Bauern verließen ihren Beruf, zogen in die Städte und wurden
Arbeiter.
Verteilung der landwirtschaftlichen Betriebe im Amtsbezirk Offenburg nach
Größenklassen (1925)
Betriebsgröße
in ha
Zahl
der Betriebe
in %
bewirtschaftete
Fläche
in °Io
Parzellenbetrieb
unter 2
68,0
16,8
Kleinbäuerlicher Betrieb
2 bis
unter 5
23,0
22,0
Mittelbäuerlicher Betrieb
5 bis
unter 20
6,5
19,0
Großbäuerlicher Betrieb
20 bis
unter 100
2,0
24,0
Großbetrieb
100 und mehr
TAB. 1
Quelle: Die Landwirtschaft in Baden, Betriebszählung von 1925
455
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