http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1986/0457
In der von mir untersuchten Rebgemeinde Rammersweier, die im folgenden
als Beispiel dienen soll, arbeiteten 1928 über zwei Drittel der Bewohner außerhalb
der Gemeinde. Von den 214 landwirtschaftlichen Betrieben wurden die
meisten im Nebenerwerb bewirtschaftet; Rebbau und daneben Obst-, Gemüsebau
und Viehhaltung wurden als Hauptverdienst genannt6. Nach Auskunft
mehrerer älterer Rammersweirer gab es auch in ihrer Gemeinde wegen der
Realteilung innerhalb des Dorfs keine Existenzmöglichkeiten. Selbständige
Landwirte zählte man nur wenige. Ein sicherer Arbeitsplatz bei der Bahnmeisterei
oder in der Industrie war der Traum vieler junger Männer. Doch viele
schafften es aufgrund der schwierigen wirtschaftlichen Lage nicht, einen längerfristigen
Arbeitsplatz zu finden. Wer dann doch in der Fabrik arbeiten
konnte, ging nach Feierabend und am Samstagnachmittag aufs Feld.
Mit der außerdörflichen Arbeit der Männer veränderte sich auch die Tätigkeit
der Frauen. Sie mußten zu der Hausarbeit und leichteren Arbeit auf dem Hof
noch die Feldarbeit des Mannes übernehmen. Vorwiegend ledige Frauen gingen
einer nichtlandwirtschaftlichen Tätigkeit nach. Eine Statistik über die
Zahl der erwerbstätigen Frauen in Rammersweier aus dem Jahr 1926 besagt,
daß 80% in der eigenen Landwirtschaft und 20% in der Fabrik, in einer
Werkstatt oder als Putz- bzw. Waschfrau arbeiteten. Die Stellung der Frau als
Arbeitskraft in der Familie blieb von den Zeitereignissen keineswegs unberührt
. In der Kriegszeit bewies sie, daß sie „ihren Mann stehen konnte", aber
auch die mit der Abwesenheit des Mannes verbundene größere Arbeitsbelastung
bedeutete eine Aufwertung der Rolle der Frau.
Statistik über die Zahl der erwerbstätigen Frauen und Mädchen in Rammersweier
vom 10. IL 1926
Tätigkeit
ledig
Zahl
verheiratet
Fabrik- und Werkstattarbeiterin
31
5
Heimarbeiterin
in der eigenen Landwirtschaft tätig
227
154
in fremder Landwirtschaft tätig
im Handel
6
4
als Hausbedienstete, Waschfrau, Putzfrau,
Dienstbote
6
insgesamt
270
163
TAB. 3
Quelle: GaR XV. 2.
457
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