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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
66. Jahresband.1986
Seite: 472
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Hauptwerk, dem „Abenteuerlichen Simplicissimus", seine Titelfigur zusammen
mit seinem Freund, dem Herzbruder, in das obere Bad, dem Bad Griesbach
, geschickt. Von dort wurde auch häufig das untere Bad, das Bad Peterstal
, besucht.

Grimmelshausen schreibt in seinem Hauptwerk sehr ausführlich über das
Treiben und die Eleganz vor allem im Bad Griesbach. Als Simplicissimus mit
seinem Paten und einstigen Pflegevater zum Mummelsee wanderte, kam er
dort ins Gespräch mit dem Seefürsten. Dieser geleitete ihn in die Tiefe des Sees
zum Zentrum der Erde. Als der Besuch beendet war, fragte der König ihn
nach einem besonderen Wunsche. Simplicissimus hatte nur den einen, nämlich
auf seinem Hofe in Griesbach einen Sauerbrunnen zu bekommen. Dies
wurde ihm vom König im centrum terrae bewilligt.

Aus dieser literarischen Begebenheit erkennt man die Hochschätzung des
Griesbacher Sauerbrunnens und der Bäder in der damaligen Zeit. Grimmelshausen
hat somit in seinem V. Buch des „Abenteuerlichen Simplicissimus"
unseren Badeort in die Weltliteratur aufgenommen.

Als Zeitgenosse von Grimmelshausen hat der bekannte Satiriker Johann Michael
Moscherosch aus Willstätt (1601 — 1669), der auch unter dem Namen
Philander von Sittewald bekannt ist, in einem seiner Werke mit spitzer Feder
die Ausgelassenheiten der Badegäste in dem Bad Peterstal und dem Bad Griesbach
nach dem 30jährigen Kriege gegeißelt. Ein Abschnitt aus seiner „Wunderlichen
und wahrhaftigen Geschichte" des Philander von Sittewald zeigt das
Treiben und die Eleganz in unseren Bädern in jener Zeit:

„Darauff — gienge (ich) strack zu auff die linke hand, in den anderen breiten
hübschten gebahnten Weg. Behüte Gott, was eine menge Volcks fände ich da-
selbsten: da Cavalliers, da Kutschen, da schöne Damen, deren Auge fünckel-
ten als ob sie voll feuriger Sternen wären, da Spielleute, da, weiß nit was vor
treffliche Leutte, Herren und Frauen. — Ein theil sang, der ander sprang; einer
pfeiffte, der ander danzte: der eine kützelte, der ander lachte, einer
tranck, der ander aß: einer küßte, der ander herzte, einer speyte, der ander
k . . .: kurz zu melden, so war mir eben als ob ich zu hoff wäre. —

Weiterhin schrieb Philander von Sittewald über die geschäftliche Betriebsamkeit
in unserem Band u. a.: hie war es alles anzusehen wie Krämerladen; da Ju-
belirer, dort Zuckerbäcker: da Goldschmide, dort Seydensticker: da Goldschlager
, dort Corallenkrämer: da Berlensticker, dort Haarkräuser: da Bart-
scheerer, dort Haarpülverer: da Handschuhmacher, dort Spitzenkrämer, dort
Tabackkrämer, dort Kartenmaler, und viel andere mehr der Welt Wollust und
Beppigkeit (Fröhlichkeit wollte ich sagen) zugethane Handwerker und Künstler
. Bastetenbecker, Wirtshäuser, Bierhäuser, Spielhäuser.

Damals war u.a. auch das ä la mode-Wesen, also das Nachäffen des Französischen
in Wort und Mode in Bad Peterstal sehr modern. Der Chronist schreibt,

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