Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
66. Jahresband.1986
Seite: 481
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Die Volksmedizin in Altenheim

Wilhelm Marx

Der Mensch ist immer ein Opfer der Krankheit gewesen, seit er vor etwa
500000 Jahren aus dem Dunkel der Geschichte auftauchte. In hohem Maße
war er Unfällen ausgesetzt oder zog sich Verletzungen zu im Kampf gegen
Mensch und Tier. Schon unsere ältesten Vorfahren haben versucht, solchen
Körperschäden mit den ihnen zur Verfügung stehenden Möglichkeiten zu begegnen
.

Entsprechend der magisch-religiösen oder übernatürlichen Vorstellungen der
Primitiven über die Krankheitsursachen nahmen sie an, daß die Mehrzahl der
Krankheiten von Dämonen, Geistern oder Göttern geschickt, oder daß die
Krankheit durch einen Zauberer, einen Menschen, der magische Kräfte besitzt
, verursacht wurde. Die Medizin unserer ältesten Vorfahren war die magische
Medizin. Einzelne Urmenschen mögen sich eine erhöhte Geschicklichkeit
in der Heilung von Krankheiten oder Unfallfolgen erworben und ihr Können
anderen zur Verfügung gestellt haben. Sie waren praktisch die Vorläufer der
Heilkundigen und Wundärzte. Natürlich entwickelte sich in den folgenden
Zeiträumen die Behandlung von Krankheiten und Verletzungen entsprechend
den jeweiligen geistigen und technischen Voraussetzungen und Fähigkeiten in
vielfältiger Weise. Die moderne Medizingeschichte füllt ganze Bibliotheken.

Die Reihe der Männer und Frauen, die in Altenheim in der Krankenbehandlung
tätig waren, reicht bis in unsere Zeit. Insofern ist es von Interesse, ihre
fachlichen Fähigkeiten unter die Lupe zu nehmen, ihre menschlichen Qualitäten
zu studieren. Groß mag dabei die Versuchung sein, als Vertreter der Moderne
die Arbeitsweise dieser Gruppe auf mancher Ebene geringschätzig und
überheblich abzuwerten, in Kenntnis moderner medizinischer Forschungsergebnisse
ihre Entscheidungen mitleidig zu belächeln. Allzuleicht vergißt man
dabei, daß die Behandler früherer Zeiten im Elend und in der Not primitiver
Krankenstuben in Unkenntnis vieler, heute selbstverständlicher medizinischer
Zusammenhänge nichts anderes im Sinne hatten als zu helfen, soweit ihre Fähigkeiten
dazu ausreichten. Was uns modernen Betrachter dieser Materie aber
immer wieder überrascht, ist die Wundergläubigkeit der Leidenden, die in vollem
Vertrauen auf die Fähigkeiten der Helfer diesen ihre physische Existenz
auslieferten in der Gewißheit, das Bestmögliche für ihr Leiden getan zu haben.
Nicht selten führte diese Einstellung der Kranken zu Behandlungserfolgen, die
heute, rein naturwissenschaftlich gesehen, nicht erklärbar sind. Damit aber
berühren wir ein besonderes Gebiet in der großen Palette der Behandlungsmöglichkeiten
von den Uranfängen der primitiven Medizin bis zur Vielfalt therapeutischer
Verfahren der Gegenwart. Auch heute noch wissen wir um die Ein-

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