Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
66. Jahresband.1986
Seite: 494
(PDF, 109 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1986/0494
Die Sator-Formel ergibt vorwärts
und rückwärts gelesen den gleichen
Wortlaut. Es handelt sich um ein
sog. magisches Buchstabenquadrat,
für das es viele Erklärungen gibt. Es
soll Dämonen zur Umkehr bewegen.

Auffinden von verschwundenen Gegenständen wie auch beim Verhüten von
Katastrophen und Unglücksfällen war er in gleicher Weise zuständig. Viele
seiner Klienten kamen aus dem Elsaß, und manchem mag noch das Straßenbild
in der Großriedgasse aus jener Zeit in Erinnerung sein, als die Pferdekutschen
reihenweise vor Nierlins Haus standen. Sicher gab es früher in der Bevölkerung
eine große Zahl von Histörchen über Nierlin, die man bei Lichtgängen
in verschiedenen Variationen genüßlich erzählte. Vieles wurde übertrieben
oder entstellt; von den mißlungenen Fällen hat man ohnehin nicht mehr gehört
. Hier das Erlebnis eines Altenheimers, eines uns bekannten Architekten,
dem man eine unverfälschte Schilderung zutrauen konnte und der versicherte,
daß sich alles wahrheitsgemäß so zugetragen habe:

In seiner Jugend fehlten im Elternhaus eines Tages 50 Mark. Um zu erfahren, ob diese
gestohlen worden waren, schickte man den damals etwa 16jährigen Sohn zu Nierlin,
wie in Altenheim üblich in der Dämmerung, um kein Aufsehen zu erregen. Im
Nierlin'schen Haus brannte kein Licht. Er betrat den dunklen Hausflur und klopfte
ängstlich an die vordere Zimmertüre. Keine Antwort. Man hatte ihm zu Hause aber gesagt
, Nierlin säße immer in der vorderen Stube. Er klopfte mehrmals und als er wieder
keine Antwort erhielt, betrat er die Stube. Richtig, vor dem vorderen Straßenfenster
saß er, der Nierlin, von dem Besucher in der vorgeschrittenen Dämmerung nur als Silhouette
zu erkennen. — „Guetenowe" sagt der Junge. — Pause —. „Guetenowe" sagt
schließlich Nierlin, „ich weiß woll, wurum dü kummsch; dü kummsch wäje sälle fufzig
Mark, wu dheim fähle! Jetz gehsch grad widder heim uns säisch, di sin nit gschtohle, si
sin noch im Hüs un in drej Daa hän ihr si widdr." Der Junge verabschiedete sich
schnell. Nach drei Tagen hatte man das Geld im Hause wieder gefunden.
Eine Reihe solcher Traktätchen sind in der Bevölkerung noch bekannt.

Christine Duchilio geb. Lutz (1888—1972), auch „Lutze Diin" oder „Altener
Frau" genannt.

Als Nachbarin von Nierlin hat sie seine Arbeitsweise kennengelernt und einen
Teil seiner Verfahren, vor allem die Behandlung mit Heilpflanzen, von ihm
übernommen. 1921 ist sie dem Heilpraktikerbund beigetreten und hat damit
offiziell in Altenheim ihre Tätigkeit als Naturheilprakterin begonnen.

Im 3. Reich erfuhren die Heilpraktiker allgemein eine deutliche Förderung seitens
der Partei und wurden organisatorisch gestrafft. Am 12. Juli 1940 erhielt

SATOR
AREPO
TENET
OPERA
ROTAS

494


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1986/0494