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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
66. Jahresband.1986
Seite: 497
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solle. Das geschah auch. „S'isch e alts, vrhutzlts Männl gsin", meinte sie lächelnd
. Über die Art der Erkrankung und ihrer Behandlung, auch über die
Höhe der Entlohnung schwieg sie sich aus. Auf jeden Fall, nach drei Tagen
brachte der gleiche Fahrer sie wieder nach Altenheim zurück, ohne daß sie
über den Ort ihrer Tätigkeit und den Namen des Kranken etwas erfahren hatte
. — Es mögen vielleicht zwei Jahre vergangen sein, als sie eines Abends im
Schein ihrer Tischlampe eine Illustrierte aufschlug und darin das Schloß und
an dessen linken Flügel das Fenster ihres damaligen Fremdenzimmers wieder
erkannte. Es war die Heimstätte derer zu Bohlen-Halbach.
Während des Wiederaufbaus der 1945 zerstörten Altenheimer Kirche gehörte
zum elsässischen Kundenkreis der ,,Lutze-Diin" auch Frau Jung - Gruber in
Straßburg, die sich erbot, wegen der geplanten Orgel mit ihrem Verwandten,
Dr. Albert Schweitzer in Lambarene, Verbindung aufzunehmen. Auf einen
Brief des damaligen Altenheimer Pfarrers Lothar Volz vom 4. April 1952 antwortete
Dr. Schweitzer schon am 27. April 1952 mit einem vierseitigen, handgeschriebenen
Brief mit Vorschlägen für die neue Orgel12. Er schrieb am
Schluß: ,,. . .wenn ich noch am Leben bin, komme ich, sie einmal spielen und
man macht eine Sammlung, bei der etwas Namhaftes für die Orgelbaukosten
eingeht" und ,,. . .ich kenne Altenheim aus meiner Studentenzeit."

Frau Duchilio war bis kurz vor ihrem Tod am 23. Mai 1972, also über 50 Jahre
, in Altenheim tätig.

Krankheiten und Krankenbehandlung in früherer Zeit, ein kleiner Ausschnitt
aus der Geschichte unseres Dorfes, ein Kapitel vieler Irrtümer und Irrwege im
Dschungel einer überlieferten mystischen Krankheitsauffassung. Erst gegen
Ende des vorigen Jahrhunderts ist es dank der wissenschaftlichen Forschung
auch in den Krankenstübchen auf dem Lande langsam heller, ist die Krankheitsfurcht
und Hoffnungslosigkeit geringer und das Krankenlager erträglicher
geworden. Der Rückgang der Kindersterblichkeit, das Verschwinden der
Seuchen, die höhere Lebenserwartung heute sind eindeutige Beweise. Die verbesserten
hygienischen Verhältnisse innerhalb unseres Dorfes, die gepflegten,
lichten Wohnungen, die sozialen Errungenschaften der Neuzeit, die Erleichterung
der Arbeitsgänge durch die moderne Technik haben das ihre dazu beigetragen
. Allerdings hat uns der Fortschritt von Technik und Wissenschaft nicht
nur Vorteile und Erleichterungen gebracht, sie haben Angst, Not und Elend
nicht aus der Welt zu verdrängen vermocht. Die täglichen Unfallziffern, die
Vergiftung der Natur mit chemischen Stoffen, die Umweltverschmutzung,
Hungersnöte und Kriege sprechen eine beredte Sprache.

Dämonen, welche bei unsern Vorfahren Krankheitsbegriff und Krankheitsbehandlung
geprägt und gestaltet und die Menschen der Frühzeit geängstigt haben
, treiben noch heute ihr Unwesen, nur in anderm Gewände.

,,. . .alle Kreatur sehnt sich mit uns und ängstigt sich noch immerdar." Römer
8, 22.

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