http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1986/0528
Der Beruf als Photograph und Hobbymaler ernährte ihn mehr schlecht als
recht. Allerdings vermerkte Siehl mit Stolz eine offizielle Anerkennung seiner
Arbeiten durch den Großherzog von Oldenburg, der ihn mit einer rubinbesetzten
Busennadel auszeichnete, und durch den Prinzen Heinrich von Preußen
auf der Rückseite seiner Photographien. 1906 gab er sein Photoatelier auf
und lebte fortan trotz finanzieller Sorgen als freischaffender Künstler in einer
Stadt, die ihre Existenz der Marine verdankte und deren von der Marine lebenden
Bevölkerung alles andere als besonders kunstinteressiert war.
Der Autodidakt, dem eine künstlerische Ausbildung versagt geblieben war,
wendete sich der Ölmalerei und der Graphik zu, deren Technik er sich selbst
aneignete. Etwa in dieser Zeit, in der er sich ganz für die Malerei entschied,
fügte er seinem Nachnamen als besonderes Erkennungszeichen seinen Geburtsort
Freystett in der altertümlichen Schreibweise mit Ypsilon hinzu und
nannte sich nun Johann Georg Siehl-Freystett. Möglicherweise orientierte er
sich am Beispiel anderer Marinemalerkollegen wie Heinrich Petersen-Angeln,
Heinrich Petersen-Flensburg, Robert Schmidt-Hamburg oder Max Schröder-
Greifswald.
Freisten im vorigen Jahrhundert.
Öl auf Leinwand, undatiert, J.-G.
Siehl, Wilhelmshaven
Aufn.: H. Kiefer, Rheinau
Die Themen seiner künstlerischen Arbeit waren von Wilhelmshaven und dem
die Stadt umgebenden Land geprägt. Einerseits malte er die Marschen- und
Moorlandschaft im Nordwesten Deutschlands, andererseits befaßte er sich
mit der Stadt und der sie dominierenden Marine mit ihren Schiffen, Hafenanlagen
und Werftwerkstätten. Er thematisierte den Antagonismus von ur-
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