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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
66. Jahresband.1986
Seite: 529
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sprünglicher, unberührter Landschaft und von künstlerischer, der Technik
unterworfener Stadt. Die genaue Beobachtungsgabe des Photographen und
die unverkennbare Sicht aus der Kameraperspektive standen im spannungsreichen
Kontrast zu den Malergebnissen. Er war so sehr Photograph, daß er das
Wesentliche erfaßte, und gleichzeitig so sehr Zeichner, daß er in Skizzen umsetzte
, was er darstellen wollte. Bis auf wenige Ausnahmen arbeitete er nicht
nach Photographien. Die Vielzahl der überlieferten Kompositions- und Figurenskizzen
und Studien belegen die intensive Auseinandersetzung mit den Situationen
vor Ort. Aus dieser Haltung erklärt sich die Anwendung des späten
impressionistischen und des realistischen Malstils sowohl auf die Natur- als
auch Technikmotive. Auffällig ist, daß er der Landschaftsmalerei offensichtlich
keine reinen Seestücke gegenüberstellte. Er maß dem Meer nicht den Eigenwert
bei der Marsch- und Moorlandschaft Frieslands. Die Wasserlandschaft
hatte für ihn nur in Verbindung mit Schiffen, Kränen oder Brücken Bedeutung
. Dem Kontrast zwischen Natur- und Kunstlandschaft widmete er sein
Schaffen.

In einem kleinen Katalog, der zur Siehl-Freystett-Gedächtnisausstellung im
Winter 1919/20 in Wilhelmshaven erschien, wurden 249 Unikate, fast ausschließlich
Ölbilder, sowie etwa 60 Blätter Druckgraphik aufgeführt. Es war
die bisher umfassendste Ausstellung des OEuvres. Die Mehrzahl der Landschaftsarbeiten
betrafen den nordwestdeutschen Raum zwischen Ems und
Weser sowie die Lüneburger Heide. Von einem Aufenthalt im Odenwald
stammte rund ein Dutzend der gezeigten Gemälde mit Titeln wie „Am Waldkatzenbach
" I und II, „Odenwaldtal", „Odenwalddorf" oder „Abend am
Katzenbuckel". Weiter wurden Gemälde wie „Alt-Heidelberg", „Rhein bei
Ludwigshafen" oder „Straßburg" ausgestellt. Der Verbleib dieser Arbeiten
ist nicht bekannt. Die Wilhelmshaven betreffenden Arbeiten konnten zu einem
großen Teil von Harald Wiesner für die Sonderausstellung in der Kunsthalle
Wilhelmshaven im Jahre 1983 zusammengetragen werden. Sie stellen
wichtige Zeugnisse aus der Stadtentwicklung Wilhelmshavens vor dem Ersten
Weltkrieg dar.

Die Marinemalerei, die sich aus der Landschaftsmalerei herausgelöst hatte,
faszinierte den ehemaligen Marinesoldaten. Zahlreiche Motive von Kriegsschiffen
der Kaiserlichen Marine wurden als Postkarten von dem Wilhelmshavener
Verlag Gebr. Ladewigs vertrieben. Das Ölgemälde „Angriffsübung auf
die Hafenbefestigung von Kiel, 12. September 1903", das aus der Schaffensperiode
vor 1905 stammte, stellt einen Höhepunkt der politisch-propagandistischen
Marinemalerei des Künstlers dar. Nach 1906 widmete er sich den kleineren
Einheiten wie den Torpedobooten, schuf zwei sehr reizvolle Triptychen
vom „Hafen" und „Schiffbau" seines neuen Heimatortes. Damit rückte er in
die Nähe der Industriemalerei, die mit Adolf Menzels „Eisenwalzwerk" von
1872—1875 einen ersten Glanzpunkt in Deutschland erlebt hatte. Ein Tripty-
chon von der Kruppschen „Zeche Helene" gilt als verschollen. Kurz vor dem

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