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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
66. Jahresband.1986
Seite: 541
(PDF, 109 MB)
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Medizinstudenten vom Kriegsdienst dispensierte, nicht beginnen, da er durch
einen in verantwortlicher Position befindlichen NS-Mann seines Heimatortes
als „politisch unzuverlässig" eingestuft und seine Personalakte mit dem entsprechenden
Vermerk weitergeleitet worden war.

Helmut Pillin wurde infolgedessen zum Militärdienst eingezogen. Nach kurzer
Grundwehrausbildung kam er im Spätsommer 1942 zum Kriegseinsatz in die
Ukraine, wo er zwei Jahre lang hauptsächlich als Sanitäter die Schrecknisse
des Krieges an der Ostfront kennenlernen mußte. Im Sommer 1944 wurde seine
Division nach Südfrankreich in die Nähe von Narbonne verlegt. Von dort
aus nahm er dann an den blutigen Rückzugsgefechten der 19. deutschen Armee
durch das Rhönetal in Richtung Vogesen teil. Am 12. November 1944
schrieb Helmut Pillin jenen denkwürdigen Brief aus dem Oberelsaß an seine
Eltern. Kurze Zeit später, am 3. Februar 1945, fiel er bei Nambsheim (Nähe
Colmar) im jugendlichen Alter von nur 21 in Jahren beim Versuch, verletzte
Kameraden von der Frontlinie auf den Hauptverbandsplatz zu befördern. Seine
Kompanie räumte am 8. Februar 1945 unter dem Druck amerikanischer
Kampfverbände den letzten linksrheinischen Brückenkopf der deutschen Armee
im Elsaß und setzte sich in Richtung Schwarzwald ab. Anfang März 1945
überbrachte sein Kompaniechef Kirsch persönlich die Todesnachricht ins Elternhaus
.

Seine letzte Ruhestätte fand Helmut Pillin auf dem großen deutschen Soldatenfriedhof
in Bergheim bei Schlettstadt (Selestat).

Wortlaut des Feldpostbriefes:

O.U. 12.XI. 44

Meine Lieben!

Heute erhielt ich Euren lieben Brief vom l.XI. . Besten Dank dafür. Ja, nun
ist es ein Jahr her, seit ich das letzte Mal in Urlaub war. Ein Jahr schwerster
Kämpfe, großer Ereignisse, Entsagungen und Leiden, aber auch manch froher
und schöner Stunden liegt hinter mir. Ein russischer Winter mit all seiner Härte
und schweren Kämpfen folgte meinem Urlaub. Weihnachten im fernen
Rußland, in einer elenden Russenhütte bei Rum und Wodka feierte ich unter
Kameraden, von denen viele nicht mehr hier sind. Ein Rückzug durch
Schlamm und Dreck und unter ständiger Verfolgung des unerbittlichen Feindes
folgte. Tag und Nacht Marsch durch die öde russische Steppe, bis schließlich
die Gefilde Rumäniens eine Erholung für uns bedeuteten. Herrliche Tage
brachen an für uns im Land der Zigeuner und Geigen. Ostern mit all den bunten
Sitten der Rumänen wurde gefeiert bei Wein und frohen Liedern.

Aber bald rief mich die Pflicht wieder gen Osten nach Bessarabien, um dort
im Verband der Kampfgruppe Keisen am Dnjepr den Russen die Stirn zu bie-

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