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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
66. Jahresband.1986
Seite: 553
(PDF, 109 MB)
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wicklung gefunden. Allerdings kam ihm auch
nicht die Bedeutung wie jenem zu, denn im
Osten durch das Gebirge vom Schwäbischen
abgeschlossen, durchzog es keine große Verkehrsstraße
, keine politische Gemeinde bildete
ihren Mittelpunkt und die Pfarrkirchen des
dünn besiedelten Gebiets lagen in Kappelrodeck
und Waldulm. Diese Abgeschlossenheit
änderte sich, als zu Beginn des vorigen Jahrhunderts
die politische Gemeinde Ottenhofen
gebildet, die Straße über den Ruhestein gebaut
und durch eine Nebenbahn der Ort dem Fremdenverkehr
erschlossen wurde. Dennoch hatte
das Talgebiet auch schon vorher seine Geschichte
, und Pillin unternimmt es, sie in dem
1. Band seines auf 2 Bände berechneten Werkes
darzustellen. Sie war bestimmt durch die
Burg Bosenstein am östlichen Ortsausgang des
heutigen Dorfes und ihre Burgherren, denen
große Teile des Talgebietes gehörten. Diese
bauten sie zu einem Herrschaftsgebiet aus, für
das sie in Auseinandersetzungen mit dem Landesherrn
, dem Bischof von Straßburg, die
Reichsunmittelbarkeit beanspruchten. Was
Pillin mit seiner Arbeit geleistet hat, wird besonders
deutlich, wenn man bedenkt, daß Bat-
zer in dem 1934 erschienenen Burgenband des
Historischen Vereins für „Die Ruine Bosenstein
" eine Seite benötigt, während der 1.
Band von Pillin über 130 Seiten umfaßt. Den
Stoff für seine Darstellung gewann er aus den
zahlreichen Akten des Generallandesarchivs in
Karlsruhe sowie aus dem noch erhaltenen Wissen
der Talbewohner, das er erfragte. So bietet
das Werk eine zuverlässige, wohl erschöpfende
Darstellung, die zudem den Vorteil hat, daß
auch Leute ohne historische Vorbildung den
Inhalt verstehen. Zahlreiche Aufnahmen von
Höfen aus älterer Zeit helfen mit, den Inhalt
zu veranschaulichen. Während der Kurgast
und Wanderer sich wohl mehr für die Burg interessieren
, von der außer einigen Resten der
Ringmauer nichts mehr zu sehen ist, ihr Aussehen
und ihre Anlage, werden die Ortsansässigen
sich mehr mit jenen Abschnitten beschäftigen
, die die Besitzverhältnisse, den Wandel der
Rechtsverhältnisse wie auch die bäuerliche
Wirtschaft beschreiben. Aus Registern, Urbaren
u.a. hat der Verfasser die Höfe des Tales,
ihre Besitzer und Eigentümer ermittelt. Verschiedene
von ihnen bestehen noch, allerdings-
meist unter einem eigenen Hofnamen. An die
Vergangenheit erinnern auch heute noch gebräuchliche
Namen, die aus der früheren
kirchlichen Einteilung stammen, denn das Gebiet
links des Unterwasserbaches nennt man
die Waldulmer Seite, da seine Bewohner in
Waldulm eingepfarrt waren, während die rechts
des Baches die Kappler Seite heißt. Anekdoten
aus der Zeit vor 1800 und Sagen einzelner
Orte wie Allerheiligen, Mummelsee, Bosenstein
beschließen den Band. Dem Verfasser
sei gedankt für die viele Mühe, die er aufgewandt
hat, um die Geschichte dieses einst abgelegenen
Tales zu erforschen.
Ergänzend sei bemerkt, daß entgegen der
Volksetymologie Unterwasser, entstanden aus
„Sunderwasser", nichts mit sondern, trennen
zu tun hat, sondern von ahd. sundar = südlich
abzuleiten ist ( = das Wasser südlich der
Acher).

H. Sehn.

Gernot Kreuz, Geschichte des Ortenauer Weinbaus
in Zell-Weierbach.

Herausgeber: Ortsverwaltung Offenburg-Zell-
Weierbach 1983, S. 84

Aus der Geschichte des Zell-Weierbacher Waldes
Herausgeber: Ortsverwaltung Offenburg-Zell-
Weierbach, 1985, S. 44

Der Registerband dieser Zeitschrift führt unter
dem Stichwort „Weinbau" lediglich neun Titel
mit zusammengenommen etwa 70 Seiten auf —
ein offensichtliches Defizit, das in keinem Verhältnis
zur Bedeutung der Ortenauer Qualitätsweine
steht. Die Schrift von G. Kreutz schließt
hier eine Lücke, zumal sie sich als exemplarisch
für den Weinbau der ehemaligen Land-
vogtei Ortenau versteht. Der Ortenauer Weinbau
ist in der Mitte des 13. Jahrhunderts erstmals
bezeugt und wurde ursprünglich im ebenen
Gelände in Weingarten betrieben. Weinoder
Ktbberge entstanden erst, als nach der
Rodung von Waldgebieten nach und nach die
Eroberung des Vorgebirges stattfand. Der als
„Zeller Abtsberg" bekannte Qualitätswein erinnert
heute noch an die 400 Steckhaufen Reben
des Abtshofes, die einst dem Reichsgotteshaus
Gengenbach gehörten. Im 19. Jahrhundert
war es Großherzog Karl Friedrich, der
sich als maßgeblicher Förderer des Qualitätsweinbaues
verdient machte. Der Gründung des
Bauernvereins (1885) folgten relativ spät die
Gründungen des Winzervereins (1922) und der
Winzergenossenschaft (1923). Zum Vergleich:
Hansjakob gründete 1881 in Hagnau die erste
Winzergenossenschaft in Baden. Daß die im
Jahre 1653 aufgrund eines Gelöbnisses jährlich
begangene Bannprozession erst in unserer Zeit
(1973) aufgegeben wurde, ist sehr zu bedauern.
Im Vollmersbach besaß das Kloster Gengenbach
bis zum Jahre 1803 1000 Jauchert (= 360 ha)
Lehenswald, für die eine Waldordnung aus
dem 16. Jahrhundert bestand. Diese wurde 250
Jahre lang regelmäßig erneuert. Die zahlreichen
Artikel sind regellos aneinandergereiht.
Sie sind voll anschaulich dargestellter Beispie-

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