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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
67. Jahresband.1987
Seite: 379
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wie aus der lebendigen Schilderung des ,alt Offenburgers', Adolf Geck, hervorgeht
, der sich an seine Jugend um 1850 erinnert:

„Den ganz jungen Offenburgern und den Eingewanderten muß man erzählen
, daß die jetzige Synagoge in der Langestraße ein halbes Jahrhundert
lang das Volkstheater der Stadt Offenburg war. Ein Pegasus stand
nicht flatternd wie bei Hoftheatern und Opernhäusern auf des Daches
Zinnen. Wiehern und Gestampfe der Rossehufe vernahm man aus dem
Orkus, aus der Gegend der Versenkungen. Denn unter dem Theatersaal
befanden sich die Stallungen des ehemaligen Gasthauses „zum
Sahnen". Das Wort „Sahnen" oder „Salmensaal" klingt in den Ohren
eines alten Offenburgers sehr wunniglich. (. . .) Der schöne, breite, hohe,
große Salmensaal mit seinen Logen und seiner Gallerie bildete den
Raum, in welchen die Muse der dramatischen Kunst alljährlich ihren
Einzug hielt. (. . .) Der dritte Platz oder die Volkstribüne führte, weil
man für nur einen Sechser Eintritt dort nichts „besitzen" durfte, den
klassischen Namen „Stehwagen", auch „Standesamt". Seine Bewohner
befanden sich auf einer schiefen Ebene von Brettern, unter welchen
Buben sich versteckten. . ,"24

Revolutionslokal

Die junge Witwe Göring (sie ist erst 34 Jahre alt) heiratet sechs Jahre nach
dem Tode Wilhelms den von nun an als „Salmenwirt" zeichnenden Georg
Trautvetter, 1806 geboren. In dessen Zeit als Wirt fällt jene Episode aus der
Vorgeschichte der 48er-Revolution, an die in einschlägigen Veröffentlichungen
bereits oft erinnert wurde, die „Versammlung entschiedener Verfassungsfreunde
" vom 12. September 1847, ein Jahr also bereits vor dem „offiziellen"
Beginn der badischen Volkserhebungen. Sie fand im Salmensaal statt. Relativ
unverfänglich hatte die Einladungs-Annonce im „Wochenblatt für die Amtsbezirke
Offenburg,. . ." gelautet:

„Am nächsten Sonntag dem 12. Sept., Mittags 1 Uhr, findet im hiesigen
Gasthause zum Salmen eine Versammlung von Verfassungsfreunden
aus verschiedenen Theilen des Landes statt, zum Zwecke gegenseitiger
Besprechung und Verständigung."25

Dabei ging es doch bei diesem „Besprechen und Verständigen" um nicht
weniger als um „persönliche Freiheit, Presse-, Gewissens- und Lehrfreiheit
ebenso wie Vertretung des Volkes beim deutschen Bund, volkstümliche Wehrverfassung
, gerechte Besteuerung durch Einführung einer progressiven Einkommensteuer
, Ausgleich des Mißverhältnisses von Kapital und Arbeit,
Geschworenengerichte, volkstümliche Staatsverwaltung und Abschaffung
aller Vorrechte"26 — systemsprengende Forderungen nur dazumals?

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