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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
67. Jahresband.1987
Seite: 443
(PDF, 91 MB)
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men. . . Um nicht noch weitere Menschenleben zu opfern, wurde von Freiburg
ein Überfallkommando mit der nötigen Ausrüstung gerufen, das aber
nach der Festnahme des Bühler unterwegs angehalten und wieder zurückbeordert
werden konnte. Inzwischen wurde das Haus unter scharfe Beobachtung
genommen. Kurz nach halb 2 Uhr pirschte sich Polizeihauptmann Roos von
Offenburg, . . . von hinten an das Haus, warf eine Handgranate an das Hauseck
und zu gleicher Zeit fielen Schüsse von der Polizei. Roos rief dem Bühler
zu, sofort das Haus nach vornen zu verlassen und sich zu ergeben, was Bühler
auch angesichts der drohend auf ihn gerichteten Karabinerläufe und wohl
auch unter dem Schrecken der Detonation tat. Sonntäglich angekleidet, den
Hut auf dem Kopf, trat er mit erhobenen Händen vor die Haustüre und ließ
sich unten an der Treppe widerstandslos fesseln.

. . . Bühler hatte das Haus vollständig verbarrikadiert, Türen und Ausgänge
zugenagelt usw. In einem der hinteren Zimmer hatte er, anscheinend am Morgen
der Tat, denn Schlacken und Schutt lagen noch im Zimmer, ein großes
Loch in den Fußboden gesägt, von dem eine Leiter in den Stall führte, anscheinend
um ihm die Flucht zu ermöglichen oder aber bei Abführung des
gepfändeten Viehs einen Überfall auf die Abführer machen zu können. Daraus
wird geschlossen, daß die Tat beabsichtigt und wohl vorbereitet war. Im
Hause war seine Schwiegermutter anwesend, die aber krank zu Bette lag; bei
ihr hielt sich auch während der ganzen Zeit seine Frau auf. . . . Bühler wurde
schon einmal vor etwa anderthalb Jahren von auswärtigen Geheimpolizisten
wegen Nichtantretens einer ihm zuerkannten Gefängnisstrafe auf dem Wege
von der Kirche in seine Behausung verhaftet, wobei er heftigen Widerstand
leistete und nur durch das rasche, blitzartige Zugreifen der Beamten daran
verhindert werden konnte, die scharf geladene Schußwaffe, die er beim Kirchgang
bei sich trug, zu benützen. Die Waffe, mit der er gestern seine Tat ausführte
, konnte noch nicht aufgefunden werden. . . . Bühler wird von seinen
Arbeitskollegen als guter Kamerad, fleißiger Arbeiter und besorgter Familienvater
geschildert; wohl sei er zeitweise aufgeregt gewesen und habe rabiate,
aufreizende Reden geführt, doch habe sich sein Naturell jedesmal wieder bald
beruhigt. Allerdings seien um ihn auch Hetzer männlichen und weiblichen
Geschlechts gewesen, die ihn in seinen aufgeregten Zuständen, statt ihn zu
beschwichtigen, durch zustimmende Äußerungen in seinen Anschauungen bestärkt
hätten. Diese trügen ein gerüttelt Maß von Mitschuld."

Der Fall des Bauern Bühler wurde in der Folgezeit zu einem Symbol der Ausbeutung
der kleinen Bauern durch skrupellose Gläubiger. Es war die Zeit der
Kampagne für den Vollstreckungsschutz. Noch am Tag der Verhaftung organisierte
die KPD eine Demonstration vor dem Rathaus, wodurch sich bei der
Bevölkerung der Verdacht erhärtete, Bühler sei Kommunist gewesen. Daß mit

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