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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
68. Jahresband.1988
Seite: 54
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1988/0054
er auf das Steinkohlenbergwerk „Zum Hagenbach"10. Beim Anblick des
Bergwerks konnte Hansjakob nicht umhin, ein wenig zu „politisieren". Er
schrieb: „Ich traf nur zwei Menschen auf der Erde, den Verwalter und den
Maschinisten, drunten aber bis zur Tiefe von 1300 Fuß arbeiteten viele Männer
und Kinder um schmählichen Tageslohn. Vierzig Kreuzer verdient hier der
arme Hauer und muß dafür Frau und Kinder erhalten und sein Grubenlicht.
Drunten aber in Offenburg, dem Vorort des Tales, leben in ,Saus und Braus'
die Mastbürger, deren Aktien die Kohlen zu Tage fördern und sinnen nach,
wie sie im Lande Baden die Feiertage abschaffen können, damit ihre weißen
Sklaven in den Kohlegruben keinen Tag freies Gotteslicht genössen! Wahrlich,
ein fluchwürdiges Geschlecht diese liberalen Krämerseelen unserer Zeit, gegen
sie sind die südstaatlichen Sklavenhalter Nord-Amerikas ,noble Herren'.11"

Kritik am frühen Wirtschaftsliberalismus, wie er hier bei Hansjakob zum Ausdruck
kommt, war damals nichts Unübliches. Gerade den Geistlichen, die sich
der christlichen Soziallehre verpflichtet fühlten, waren die ausbeuterischen
Methoden der Unternehmer ein Dorn im Auge. Bei Hansjakob kam noch hinzu
, daß er als einer, der ebenfalls aus einer einfachen sozialen Schicht entstammte
, zu diesen arbeitenden Menschen eine besonders vertraute und enge
Beziehung hatte.

Im Januar 1869 wurde dieser Aufsatz im „Trompeter von Säckingen"12, einer
katholischen Zeitung, die von Lörrach bis zum Bodensee vertrieben wurde
, nachgedruckt. Erst jetzt fielen Hansjakobs sozialkritische Bemerkungen
der badischen Pressezensur und vor allem dem seit 1866 amtierenden badischen
Innenminister Julius Jolly auf. Für die liberale badische Regierung waren
diese Äußerungen Hansjakobs eine Aufreizung zum Klassenhaß. Hansjakob
wurde aufgefordert, die Bemerkungen über das liberale Unternehmertum
zurückzunehmen, was er jedoch entschieden ablehnte13.

Das machte das Maß für den liberalen Innenminister Jolly voll; denn bereits
zwei Jahre vorher, 1867, war ihm der junge Geistliche, der 1865 Schulleiter
der Höheren Bürgerschule in Waldshut geworden war, durch sein Büchlein
über „Die Salpeterer, eine religiös-politische Sekte aus dem Schwarzwald"14
unliebsam aufgefallen. In der Salpetererschrift zeichnete Hansjakob den bäuerlichen
Widerstand der freiheitlich gesinnten Salpeterer auf dem Hotzenwald
gegen die staatliche und kirchliche Obrigkeit vom 15. bis ins 19. Jahrhundert
nach und ließ keinen Zweifel aufkommen, daß seine Sympathie den rebellierenden
Salpeterern gehörte. Hansjakobs Salpeterer-Schrift wurde von den der
badischen Regierung nahestehenden Zeitungen heftig angegriffen.

Der Nachdruck von Hansjakobs angeblich klassenkämpferischen Bemerkungen
im „Trompeter von Säckingen" und seine Weigerung, sie zurückzunehmen
, führte dazu, daß er 1869 auf Druck der badischen Regierung aus dem
Schuldienst ausscheiden mußte15.

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