http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1988/0058
Heinrich Hansjakob 1871 am Anfang
seiner Laufbahn als Landtagsabgeordneter
.
neidete Hansjakob seine Abgeklärtheit. Und es war nicht abwertend gemeint,
wenn er den „Fraktionshauptmann" mit seinem Wahlspruch „nur langsam"
die verkörperte „Gletscherruhe" nannte28.
Als am 20. Januar 1874 im Landtag das Examensgesetz zur Debatte stand, betrat
der hochgewachsene, massige Hansjakob das Rednerpult der II. Kammer,
um nach Staatsminister Jolly den Standpunkt seiner Fraktion darzulegen29.
Ein ernster Blick, voll Sorge und flehender Mahnung traf Hansjakob am Rednerpult
. Es war der von Dekan Dr. Lender, dem Vorsitzenden der zwölfköpfigen
Fraktion der Katholischen Volkspartei. Er kannte seinen heißblütigen
Mitstreiter Hansjakob, kannte dessen ungestümes Draufgängertum, das um
der Wahrheit willen vor keiner Grobheit und um der Gerechtigkeit willen vor
keiner Beleidigung zurückschreckte. Hansjakobs Reden hatten oft die Wirkung
von Sprengstoffanschlägen und waren als solche schon zweimal mit Gefängnis
„honoriert" worden.
Doch Lenders Befürchtungen schienen an diesem Tag voreilig gewesen zu
sein. Statt wie üblich mit hochgestellter Sense, der alten schrecklichen Bauernwaffe
, zu fechten, bediente sich der Abgeordnete des Wahlkreises Offenburg-
Land heute — aus „Gründen der Mäßigung" — des ungewohnten Säbels. Auf
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