Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
68. Jahresband.1988
Seite: 65
(PDF, 112 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1988/0065
Die Kampagne der katholischen Presse gegen Hansjakob begann wie ein Kesseltreiben
. Den äußeren Einschließungsring zogen die Blätter draußen im
Reichsgebiet: die katholischen Zeitungen „Das Vaterland" und die „Germania
"54. Sie nannte Hansjakob einen „Fahnenflüchtigen", einen „Freischärler
", einen „Ketzer", einen „heimlichen Lutheraner". Das eigentliche
„Vernichtungsfeuer" eröffnete die katholische Heimatpresse. Im „Badischen
Beobachter" gab der Fraktionsvorsitzende Dr. Lender eine Erklärung zu den
Vorgängen im Stil einer Kriegserklärung ab. Darin versicherte er, daß die
Auffassung Hansjakobs von keinem Fraktionsmitglied geteilt werde55. Hansjakob
habe den Widerstand der Liberalen gegen den Antrag der katholischen
Fraktion in Schutz genommen und sich damit ausdrücklich gegen das Programm
der Katholischen Volkspartei gestellt. In „Freiburger Boten", im
„Säckinger Volksblatt" und in der in Radolfzell erscheinenden „Freien Stimme
" mußte Hansjakob die schärfsten Angriffe gegen sich lesen. Sein Auftreten
im Landtag am 25. Januar wurde dort als „Skandal", „als traurige
Verirrung eines Priesters" hingestellt56. Sein Vorgehen, so wurde in der katholischen
Presse allenthalben geäußert, sei ein Angriff auf die kirchliche
Autonomie, ein unnötiges Zurückweichen der Kirche, eine Aufforderung an
die Kirchenfeinde zur Knechtung und Vernichtung der Kirche. Der „Freiburger
Bote" fragte gar, ob der Hagnauer Pfarrer durch seine systemfreundliche
Rede beabsichtige, eine einträgliche großherzogliche Pfründe zu erhalten57.
Das traf Hansjakob bis ins Mark. Verfemt, von den Fraktionskollegen gemieden
, suchte Hansjakob Trost in der Stille des Karlsruher Hardtwaldes. Hier
unter winterlichen Eichen reifte in ihm der Entschluß, ein Buch über Karlsruhe
zu schreiben. Sein nicht zu unterschätzender Egoismus, der ihn zeitlebens beseelte
, erkannte sofort die großartige Gelegenheit, sich in diesem Buch für sein
politisches Verhalten zu rechtfertigen58.

Nach Hagnau zurückgekehrt, schrieb er in aller Eile sein Erinnerungsbuch „In
der Residenz". Noch wogte im ganzen Deutschen Reich die Pressefehde gegen
ihn, und immer neue Autoren wetzten ihre Feder an der „gesinnungslosen
Haltung des Abtrünnigen". Bedrängt von der Ahnung, daß noch weitere Zeitungsgewitter
sich über ihm zusammenbrauen könnten, und aufgeschreckt
durch ein Gerücht, das sich die Bauern im heimatlichen Kinzigtal zuflüsterten,
„der Hansjakob sei lutherisch geworden"59, sorgte er dafür, daß noch im
Jahre 1878 das Buch „In der Residenz" der Öffentlichkeit vorgelegt wurde.

Die Landtagserinnerungen zeugen vor allem von der Verbitterung Hansjakobs
über die ihm auf seine Rede vom 25. Januar 1878 widerfahrene Behandlung.
Besonders verletzte ihn, daß sich auch die engsten politischen Freunde, wie
Dekan Lender, Dekan Förderer und Kaplan Werber, an der Kampagne gegen
ihn beteiligten. Er schrieb über sie: „Mögen diese ehemaligen Freunde nach
dem Erscheinen meines vorliegenden Buches aufs Neue den Stab über mich
brechen, mich verkleinern und verfolgen, ich werde schweigen. Als Freunde
sind sie für mich tot . . ."60

65


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1988/0065