Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
68. Jahresband.1988
Seite: 76
(PDF, 112 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1988/0076
zu dem Schluß, daß Kehl und Jeringheim eine gemeinsame Pfarrkirche
besaßen.

Joseph Schaible führt Marlen als einen Hauptüberfahrtsort auf: „Die vielen
kleinen Schiffe, welche dazu erforderlich waren, machten Führer und Bedeckung
nötig, weswegen unter Kaiser Probus eine Legion Seesoldaten (maris
legio) auf dem diesseitigen Überfahrtspunkt stationiert wurde." Wie vor ihm
J.B. Kolb leitete er daraus den Ortsnamen ab: „Aus maris legio aber entstand
mit alemannischer Endung Mareley, in welchem wir unser heutiges Marlen erkennen
."17

Während Josef Schäfer den 1283 in einer Urkunde erscheinenden Namen Mar-
heim als Heim des Maro deutete,18 hielt Ernst Batzer einen Zusammenhang
mit marei für möglich, das im Niederdeutschen und Angelsächsischen Morast
bezeichne.19 Seine Bemerkung, daß der Ort in Urkunden Mareley geschrieben
wurde, hat er leider nicht belegt.

Gegen die Benennung des Ortes nach einer römischen Legion unter Probus
(276-282 n. Chr.), über deren angeblichen Stationierung in Marlen nichts bekannt
ist, spricht auch die Deutung des gleichlautenden Marlenheim im Elsaß,
das wie das rechtsrheinische auch verkürzt als Marie gesprochen oder geschrieben
wurde. E. Herr zieht ihn zur Stütze seiner Erklärung heran, daß
„Aquileia" (alter Name von Maursmünster) eine keltisierende Bildung sei:
„Wir können zum Vergleich anführen das in der Meinhardsurkunde (zirka
1140) vorkommende ,Marleium', dessen Femininform ,Marleia' heißen würde
, wie denn dieser Ort (heute Marlenheim) in trad. Wiz. als ,maralegia' (a.
780, Urk. 190) und ,marelaigia' (a. 742, Urk. 52) erscheint. Im Keltischen
wird das Suffix = eio, — = eia in Orts-, Fluß- und Personennamen für das
reguläre -iacum gebraucht."20

Der auch von Rusch vermutete Verkehr über den Rhein mit „zwei stark belebten
Fähren" bei Hundsfeld und bei Ruprechtsau in römischer Zeit ist jedoch
nicht nachweisbar.21 Wahrscheinlicher ist die Annahme von Forrer, daß
Holzbrücken die zu passierenden Altrheine und auch die „zwei großen Rheine
vor Kehl und Hundsfelden" überbrückt haben. Nach Silbermann hatte sich der
Rhein am untersten Eck des Rohr Schollen, in dem einst der westlichste Gemarkungspunkt
von Goldscheuer, der Grenzstein Nr. 81, stand, in zwei Arme
geteilt: den großen tiefen Gießen und den Hundsfelder-Rhein.22 Doch die vermutete
Rheinbrücke — auch von Goehner und Brumder auf einer Skizze des
Straßennetzes im 2. Jh. n. Chr. auf der Route von Argentorate nach „Hundsfelden
" festgehalten23 — scheint keine Relikte hinterlassen zu haben, und
auch von „der römischen Militärstraße, die von Argentorate nach Offenburg
führte, fehlt vorerst noch jede Spur."24 Diese Feststellung von Naudascher,
der sich eingehender mit dem römischen Straßennetz im Raum zwischen
Straßburg und dem Kaiserstuhl beschäftigt, kann auch von Oberkonservator
Dr. G. Fingerling nur bestätigt werden: „Die alte Frage, wo nun eigentlich die

76


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1988/0076