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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
68. Jahresband.1988
Seite: 81
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nur mit einer großen Abtrift." Ein Boot oder eine Fähre habe ohne große Muskelkraft
von Hundsfeld das andere Ufer beim ehemaligen „Kleinen Rhein" in
einer Entfernung von 600 — 800 m erreichen können.

Nun hatte schon Beinert die Frage aufgeworfen, ob über drei Rheinarme auch
drei verschiedene Fähren liefen; wahrscheinlich sei, daß die ruhigen Stromteile
mittels Stege und Brücken bereits überschritten wurden. So auch Kistler bei
der Einweihung der Fähre Greffern — Drusenheim am 9 . 9. 1961:34 „Seit jeher
schlingerte der Rhein, in mehrere Arme zersplittert auf einer sehr breiten
Fläche dahin. Der Übergang erfolgte damals von Insel zu Insel und wurde
durch Holzbrücken erleichtert."

Staktechnik gegen große Abtrift

Nach Darstellung von Max Honsell bot der Rhein „das Bild eines Wildstromes
, der mit seinen zahlreichen Armen und Gießen, Inseln und Kiesbänken einen
Landstrich von mehreren Kilometer Breite einnahm."35 Wenn auch Überflutungen
nicht selten waren, so konnte doch insgesamt bei einem „träg dahinfließenden
Rhein"36 die Abtrift nicht besonders groß gewesen sein. Sie konnte
überdies vermieden werden, wenn der Fährmann bei geringerer Strömungsgeschwindigkeit
das Boot flußaufwärts stakte. Das war schon in alter Zeit gehandhabt
worden:

„Der älteste schriftliche Beleg für Floßfähren, die der Fährmann mit einer
Stange weiterstößt, findet sich als Beispielssatz in einem grammatischen Traktat
der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts von Island. Solche Floßfähren konnten
auch an einer über den Fluß gespannten Leine von Ufer zu Ufer pendeln
."37 Bei besonderen Stromverhältnissen bediente man sich auch eines anderen
Gerätes: „Eine besondere Ausführung der Stakstange mit gabelförmigem
Ende ist das Stakruder, mit dem man staken und rudern kann. Diese
Doppelfunktion ist für Gewässer mit stellenweise sehr weichem Untergrund
oder zahlreichen tiefen Stellen (etwa Einmündung von Nebenflüssen usw.) von
großer Bedeutung, weil dort eine gewöhnliche Stakstange nicht zu benutzen
ist. Die Stakruder sind sozusagen Staken mit starkem Ruderblatt." Und weiter
weist Ellmers darauf hin, „daß die Staktechnik bei der Bergfahrt der Binnenschiffe
im frühen Mittelalter nahezu im gesamten Untersuchungsgebiet nachzuweisen
war". Und wenn schließlich ein mit Stakruder ausgerüsteter Kahn in
der späten Kaiserzeit für die Strecke Andernach — Straßburg nachgewiesen ist,
darf man wohl annehmen, daß ein Fährverkehr quer über den Strom im Straßburger
Bereich mit Hilfe der beiden Ruderstangen möglich war, die das Schifferdorf
Greffern im Gemeindewappen führt: dem Staken und dem breiteren
Ruderblatt, „das in der Schiffahrt und den Kähnen des Fährdienstes benützt
wurde".38 Dazu noch das Urteil des Geographen Friedrich Metz:39 „So große
Kühnheit und Gewandtheit das Wasserhandwerk erforderte, und groß war der
Ruhm der Rheinschiffer von Straßburg und dessen Umgebung, die Überschreitung
des Stromes war hier verhältnismäßig leicht zu bewerkstelligen."

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