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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
68. Jahresband.1988
Seite: 82
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Hochseilfähren an der Weser

Ähnliche Verhältnisse wie am Rhein herrschten auch an der Weser, wo die
häufigen Überschwemmungen nicht nur den unbefestigten Ufern, sondern auch
anliegenden größeren Siedlungen schwer zusetzten. Besonders gefährdet war
die Stadt Bodenwerder: „Bei dem größten bekannten Hochwasser 1342 sind
in der Stadt 72 Menschen ums Leben gekommen." Wegen sinnloser Brückensprengungen
am Ende des letzten Krieges war man wieder auf die Fähren angewiesen
: „Alle bestehenden Fähren sind Hochseil- und Gierfähren. Ihre Vorläufer
gehen z.T. bis in das frühe Mittelalter zurück. Vereinzelt stehen an den
Fährstellen noch die hölzernen Triebwerke, mit denen in älterer Zeit (vor
durchfahrenden Schiffen) das Herablassen und Wiederhochwinden des flach
über dem Stromspiegel gespannten Fährseiles bewerkstelligt wurde."40

Möglicherweise fanden sich also hier Hinweise zur Bestätigung der Hor-
nung'schen These. Da bot sich beispielsweise Höxter an, wo 775 das fränkische
Reichsaufgebot südlich der später gegründeten Stadt am Brunsberge über
den Strom setzte und spätestens 836 eine Fähre verkehrte, doch in „Höxter
ebenso wie in Lüchtringen läßt sich kein Straßen- oder Flurname mit der Zusammensetzung
,Hund' feststellen."41 Von dem unterhalb gelegenen Holzminden
zog die „Paderborner Heerstraße" nach Hildesheim; die Ende des 12. Jh.
gegründete Markt- und Zollstätte kennt weder „eine Hundsgasse oder einen
Hundsplatz" noch ähnliche Bezeichnungen aus früherer Zeit.42 Bodenwerder,
wie Holzminden einst Weserstapelplatz, weist ebenfalls keinen Namen mit
„Hund" bei Fähren oder Umschlagplätzen auf.43

Wenn der Betrieb mit Hochseilfähren an der Weser möglich war, konnte das
am Rhein nicht unmöglich gewesen sein. Tatsächlich wurde am südlichen
Oberrhein nach dem Scheitern des Projektes einer Schiffbrücke bei Breisach
im Jahre 1836, also noch vor der Durchführung der Rheinkorrektion, der Plan
einer „fliegenden Brücke" anstelle einer einfachen Fähre aufgegriffen und
1845 verwirklicht.44 Im Jahre zuvor hatten die Gemeinden Rheinau und Kappel
ihre Regierungen um die Errichtung einer „fliegenden Brücke" (bac vo-
lant) gebeten, die dann 1813 errichtet wurde, aber der starken Strömung nicht
gewachsen war.45 Wie in Neuenburg vor dem Bau einer „fliegenden Brücke"
im Jahre 1866 eine Überfahrt vonstatten ging, zitiert Winfried Studer aus der
Schilderung von Margarethe Spörlin: „Ein Fischerbube mußte in einem Kahn
über den Rhein nach Neuenburg fahren, um die Schiffsleute mit dem großen
Schiff zu holen. Nach einer langen Stunde hieß es, das Schiff warte am Talweg
des Rheins. Wagen und Pferde brachte man auf einen großen, flachen Kahn,
die vier Reisenden stiegen in die Kutsche, an einem langen Seil wurde der
Kahn bis zur ersten Insel gezogen, auf die gleiche Weise zu einer zweiten, und
so kamen sie zum Talwege."46 Nach einer beschwerlichen Überfahrt erreichte
man nach einer dreiviertel Stunde das rechte Ufer, führte doch der Strom
wegen der Schneeschmelze viel Wasser.

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