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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
68. Jahresband.1988
Seite: 180
(PDF, 112 MB)
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Im Laufe der Jahrzehnte wurden noch folgende Zustiftungen gemacht: eine
Karoline Bickel von Hofweier, gestorben 1867 in Schuttern, vermachte testamentarisch
dem Fonds 300 fl, die Zinsen sollen jährlich „nach Gutdünken des
Geistlichen und Ortsvorgesetzten unter drei arme Familien vertheilt werden."
1885 hinterließ Pfarrer Pfohl dem Fonds 300.- Mk; mit den Zinsen soll jährlich
abwechselnd ein Junge und ein Mädchen zur Erstkommunion bekleidet
werden; am 4.2. 1895 vermachte die in Freiburg ledig verstorbene Margaretha
Lang aus Hofweier dem Armenfonds 3000,— Mk ohne Auflagen. Gelegentlich
kleine Einzahlungen stammen aus Bußgeldern bei Verleumdungsklagen
. So bezahlte Rößlewirt Wilhelm Bayer 1863 eine Buße von 5 fl, ein
Alexander Müller 1 fl. 30 Kreuzer, 1864 der Engelwirt Isenmann eine solche
von 2 fl, Franz Rexter und Adrian Gegg 5 fl, 1901 Lehrer Johann Siegel 10, —
Mk, 1803 Ziegeleibesitzer Georg Fäßler 10,— Mk.

Johann Jakob Siebert war ein selbstloser, persönlich einfacher, schlichter,
aber hochherziger Mann, der sehr dankbar für geschenkte Freundschaft war,
wie einige Legate seines Testamentes zeigen. Sein Haus war sehr gastfreundlich
. Er liebte feierliche Gottesdienste mit Figuralmusik (Ämter mit Orchesterbegleitung
daher auch seine musikalischen Stiftungen im Testament). 1790
baute er das Pfarrhaus grundlegend um. Das Predigen dürfte ihm schwer gefallen
sein, weshalb er zeitweise einen Vikar anstellte, den er ja selber bezahlen
mußte. Seinem letzten Vikar — Johann Anton Merk — vermachte er „für
willig geleistete Dienste... auch seines eifrig guten Betragens wegen" 700 fl.

Daß er an sich wenig dachte, zeigt auch die Tatsache, daß er an kein Grabmal
dachte. Seine Erben, auch seine Gemeinde Hofweier, beließen es bei einem
recht bescheidenen Grabstein. Darüber regte sich niemand auf. Erst als der
einfache Stein zwischen einen „größeren und besseren" Grabstein des Pfarrers
Herrmann und dem „neueren und schöneren des Pfarrers Geistl. Rathes Vogel
" sich befindet, wird das Gewissen des Armenrates wach. Am 11.7. 1865
wendet er sich an das Großherz. Bz. Amt Offenburg mit dem Antrag: „Die
dankbare Liebe in den Herzen fühlt sich betrübt durch den Anblick des ärmlichen
Steines auf dem Grab des edlen Wohltäters (endlich nach mehr als 50 Jahren
! !). Und es erscheint den Einwohnern von Hofweier als eine Forderung der
Billigkeit und des Anstandes (!), daß das Grabmal des Pfarrers Siebert denen
der anderen Pfarrer nicht nachstehe". Die Stiftung sei seit 1812 sehr gewachsen
, die Rechnung 1864/65 weise wiederum eine Erweiterung des Kapitals von
910 fl auf. Daher wird gebeten, es möge gestattet werden, auf die Rechnung
des Fonds einen neuen Grabstein erstellen zu lassen. Der Antrag wurde genehmigt
, und die Rechnung 1865 weist die Kosten des Grabsteines von 200 fl aus.
Er wurde verfertigt von Th. Bogard von Offenburg. Er ist jetzt noch erhalten
und trägt die Widmung: „Als Zeichen der Liebe und Dankbarkeit setzt die Gemeinde
Hofweier dieses Denkmal". Wahrlich ein spätes Denkmal der Liebe
und Dankbarkeit!

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