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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
68. Jahresband.1988
Seite: 184
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1852 weist 1200 fl zur Überwindung der größten Not auf, der Armenfonds
dagegen keine besondere Belastung. Doch besitzt der Fonds 1853 ein Haus in
der Bühlengasse (Brandversicherungswert 450 fl) aus der Gant des Mathias
Joos und 17 Grundstücke, die alle aus verschiedenen Ganten stammen. Ein
Zeichen dafür, daß die Verarmung sehr einschneidend gewesen sein muß.

Auch in den Jahren 1876-81 müssen Notzeiten gewesen sein. Die Rechnung
1876/77 enthält einen Armenunterstützungsbetrag von 1 844 Mk (und Tugendpreise
im Wert von 2 101,72 Mk), die von 1878/79 einen Betrag von 1 598,54
Mk und die von 1880/81 sogar einen solchen von 2228,85 Mk auf. Danach
pendelte der Unterstützungsbetrag wieder auf eine normale Höhe von 5 — 600
Mk ein. Die übergroßen Beanspruchungen des Fonds führten dann ja auch zu
den schon erwähnten Beanstandungen durch die Revisionsbehörde. Die Gemeinde
ließ aber nicht von ihrer Praxis ab, und verteidigte sich auch mit dem
Argument: „Da die Noth erst in diesem Frühjahr mehr herantritt, indem im
letzten herben Winter die meisten Kartoffeln in den Kellern erfroren sind, wird
eine größere Armenunterstützung nöthig werden."

Eine weitere wichtige Aufgabe wird in den Rechnungsbüchern ersichtlich: der
Armenfonds war im vorigen Jahrhundert der Kreditgeber für viele Landwirte
und Handwerker. Banken und Kassen gab es auf dem Land noch keine. Wer
Geld brauchte, war auf private Kreditgeber angewiesen und war oft in Gefahr,
ausgenommen zu werden. Hier war nun eine Möglichkeit, einen Kredit aufnehmen
zu können, ohne Angst haben zu müssen, daß einem der Hals zugeschnürt
wird. Der Armenfonds war ja verpflichtet, seine Gelder rentabel
anzulegen. In Notzeiten konnte man hier auch Zinsstundung erhalten. Ein sehr
segensreicher Dienst des Armenfonds. In den 50er Jahren waren es bis über
100 Kreditnehmer, normal lag die Zahl zwischen 50 und 60 — nicht nur aus
Hofweier, sondern auch aus den umliegenden Ortschaften. Im 20. Jahrhundert
nahm die Zahl immer mehr ab, wohl auch weil das Bankenwesen sich sehr
schnell ausbreitete.

In Notzeiten ließ es sich auch nicht vermeiden, daß die Summe der Zinsrückstände
außerordentlich hoch wurde. Auch das gab der Aufsichtsbehörde Anlaß
, die Gemeinde zur Betreibung der Rückstände zu drängen. Die Antwort
1876/77 lautete: „Andererseits dürfte doch auch den schwierigen Zeitverhältnissen
Rechnung getragen werden. Ruinieren wir unsere Leute in dieser
schlechten creditlosen Zeit, so hat der Fonds und die Gemeinde der Lasten
mehr. In besseren Zeiten soll unnachsichtiger verfahren werden." Auf weiteres
Drängen der Behörde antwortete 1882 die Gemeinde: „Wenn in jetziger
Rechnung auch noch ein oder der andere Posten in Rückstand erscheint, so läßt
sich das doch nicht anders machen, gar keine Rückstände mehr zu dulden. ..
Es werden die Zeiten auch wieder kommen, wo der Landwirt besser zahlen

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