http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1988/0191
Schuttertäler Kirchenbücher enthalten deshalb mehrere Ehebucheinträge in
den Jahren 1759, 1760 und 1761 mit dem Vermerk: „Hungariam tendentes"
oder „Hungariam transmigrantes".
Wie aus den Kontrakt-Protokollen der Herrschaft Hohengeroldseck zu entnehmen
ist, erhielten auch die meisten heiratswilligen Paare, die mangels Vermögen
der Heiratsbeschränkung unterlagen, die Heiratserlaubnis nur unter der
Bedingung, daß sie sich verpflichteten, „nach der Kopulation das Land alsbald
zu verlassen" und nach Ungarn zu ziehen. Im §2 des Ehevertrags war mit den
beiden Partnern eine entsprechende Verpflichtung zum Wegzug nach Ungarn
vereinbart.
Viele Schuttertäler Familien haben sich zuerst in der Batschka, in Hodschag,
niedergelassen. Hodschag, ehemals eine rein deutsche Großgemeinde, heute
im jugoslawischen Teil der Batschka gelegen, besaß eine bedeutende Funktion
bei der Ansiedlung der Deutschen im 18. Jahrhundert. Viele Auswanderer, so
auch die Schuttertäler, ließen sich nur vorübergehend in Hodschag nieder und
wanderten weiter, wenn sie von einer anderen deutschen Ansiedlung hörten,
wo Brachland oder Ackerland noch günstiger zu erwerben war. Eine dieser
Gemeinde, die ihre Entstehung dem Zuzug von Deutschen aus bereits bestehenden
, aber übervölkerten Kolonistendörfern verdanken, ist Modosch im Ba-
nat, das heute die Ortsbezeichnung Jasa Tomic trägt.
Modosch, eine Vielvölkergemeinde
Im Jahre 1784 zogen die ersten Deutschen in das bis dahin vor allem von Serben
bewohnte Modosch. Der Zuzug der Deutschen nahm innerhalb weniger
Jahre so zu, daß sich diese bald zu einer eigenen Gemeinde, Deutsch-
Modosch, zusammenschlössen. Um die Jahrhundertwende hatte Modosch
4 620 Einwohner. Hiervon waren 2 131 Deutsche, 1 361 Serben, 700 Ungarn,
346 Bulgaren und der Rest gehörte vier weiteren Nationalitäten an. Nach dem
Zerfall von Österreich-Ungarn am Ende des Ersten Weltkriegs wurde Modosch
zuerst von Serben besetzt, jedoch schon im August 1919 Rumänien angeschlossen
. Im April 1924, als zwischen Rumänien und Jugoslawien eine
Grenzkorrektur vorgenommen wurde, kam Modosch im Tausch gegen Hatzfeld
(heute Jimbolia) zu Jugoslawien.
Flucht und Heimatfindung in aller Welt
Im Zweiten Weltkrieg, nach dem Zusammenbruch der deutschen Ostfront
wurde Modosch als erste Gemeinde des Banater Siedlungsgebietes am 30. September
1944 von sowjetischen Truppen besetzt; den weiter westwärts ziehenden
Truppen folgten rumänische Einheiten, dann Titos Partisanen und somit
der Beginn der totalen Entrechtung, der „Holocaust" der Donauschwaben.
191
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1988/0191