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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
68. Jahresband.1988
Seite: 192
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Den Plünderungen, Verhaftungen, Vergewaltigungen und Tötungen folgte die
Enteignung. Zu Weihnachten 1944 wurden besonders viele junge Frauen und
Mädchen, aber auch Männer nach Rußland deportiert. Im März 1945 kamen
die verbliebenen Deutschen, vom Säugling bis zur Urgroßmutter, in Konzentrationslager
. In den Lagern setzte bald ein Massensterben ein. In diesen berüchtigten
Lagern sind 486 Modoscher verhungert, erschossen oder ermordet
worden.

Im September 1945 begannen die Menschen zu flüchten. Viele verließen ihre
Heimat bei Nacht; tagsüber versteckten sie sich in den Maisfeldern. Sie flüchteten
vorwiegend über Rumänien, durchzogen ganz Ungarn, um schließlich
nach Österreich zu gelangen. Andere wieder, die aus den Batschkaer Lagern
kamen, flohen über Ungarn nach Österreich. Auf diesem Weg kamen über
1 000 Menschen aus Modosch nach Österreich und Deutschland.

In der Zeit zwischen 1946 und 1949 fanden sich die Überlebenden wieder: die
Geflüchteten aus Jugoslawien, die ehemaligen Soldaten aus der Kriegsgefangenschaft
und die Zwangsarbeiter aus Rußland. Entwurzelt, heimatlos, von
schrecklichen Erlebnissen gezeichnet, begannen die Modoscher überall dort,
wo sich ihnen eine Gelegenheit, eine Zukunft bot, eine neue Existenz aufzubauen
.

Heute leben viele Modoscher in und um Wien, in Baden-Württemberg, in
Bayern und in der Pfalz. Sehr viele Modoscher sind auch in Los Angeles und
Chicago ansässig. Außer in der Bundesrepublik, Österreich und in den Vereinigten
Staaten sind auch eine größere Anzahl Modoscher nach Kanada, Argentinien
und Australien ausgewandert. Kleinere Gruppen sind in
Jugoslawien, Rumänien und Ungarn verblieben oder in die DDR, nach Frankreich
, Holland und Schweden gezogen.

Patenschaftsübernahme durch die Gemeinde Schuttertal

Kaum hatten die Vertriebenen im westlichen Ausland Fuß gefaßt, wurden die
ersten Heimattreffen organisiert. Das erste fand 1949 in Linz statt. Weitere
Treffen waren jeweils zu Pfingsten in Waiblingen (1956), in Spaichingen
(1959), in Sindelfingen (1965), in Bad Cannstatt (1970) und 1972 in Schuttertal
. 1974 hat dann die Gemeinde Schuttertal stellvertretend für die einstige Urheimat
der Vorfahren aller deutschstämmigen Modoscher (aus der Pfalz, dem
Elsaß, aus Lothringen, Baden und Württemberg) die Patenschaft für die „Heimatortsgemeinschaft
Modosch" übernommen.

Über den Sinn dieser Patenschaftsübernahme heißt es in der Patenschaftsurkunde
vom 1. Juni 1974:

„Die Gemeinde Schuttertal bekundet mit der Patenschaftsübernahme ihre Verbundenheit
mit den Modoschern. Sie betrachtet die Patenschaft als Verpflich-

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