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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
68. Jahresband.1988
Seite: 197
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1988/0197
Die geringste Anzahl der Bewohner dieses Landes sind Katholiken, welche meistens
von Europa herüber kamen; die anderen Religions-Parteien bestehen aus Episkopalen,
Protestanten, Reformierten, Methodisten, Baptisten, Aniversalisten, Quäker und noch
vielen anderen Religionssekten, die ich nicht alle anführen mag. Kirchen und religiöse
Versammlungshäuser gibt es genug, besonders in Städten und Plätzen von einigem
Rang. Katholisch-deutsche Kirchen sind aber ziemlich dünn gesäet in diesem Land,
und somit kann denn auch die Ernte des Guten unserer Nation nicht groß sein. New
York bei einer Einwohnerzahl von wenigstens 8 — 10 000 deutschen Katholiken besitzt
nur eine deutsche katholische Kirche. Je weiter in das Land hinein, umso seltener wird
die Gelegenheit zum öffentlichen Gottesdienst für uns deutsche Katholiken, weil im
Lande die Menschen nur einzeln wohnen, und sie oft meilenweit zu gehen haben, um
dem sonntäglichen Gottesdienst beizuwohnen — wenn sie wollen!

New Brunswick ist für uns der nächste Ort, wo wir den Gottesdienst am Sonntag halten
können, und dieser selbst ist drei Meilen entfernt, und die katholische Kirche ist englisch
. Um zur Beichte und Kommunion zu gehen, müssen wir nach New York segeln,
welches schon über 40 Meilen Entfernung ist, weswegen wir auch diese heiligen Handlungen
nicht so oft als Ihr zu Hause, wo Ihr nur wenige Gänge zur Kirche habet, begehen
können. Das einzige also, was dem rechtgläubigen Christen zur Gottesverehrung
wegen oft weiter Entfernung der Kirche zu tun übrig bleibet, ist Gottesdienst im häuslichen
Vereine durch inniges Gebet, durch Erhebung des Herzens und Geistes zu Gott,
unserem Vater und durch Ausübung derjenigen christlichen Pflichten des Menschen,
welche . . . (Hier ist in dem Brief eine nur lose eingelegte Zwischenseite verloren gegangen
. Der Brief fährt dann fort mit Proviantvorschlägen, die bei einer eventuellen
Auswanderung von Familienangehörigen zu berücksichtigen sind.). ... in Essig hält
es einige Wochen, Kartoffeln, Zwieback, Eier, Reis, Bohnen, Erbsen, Kaffee, Zucker,
geräuchertes Fleisch, Zwiebeln, Essig, eine Bouteille Baumöl, Zitronen, eingesalzene
Butter, Schmalz, Käse, Mehl und noch einige Artikel, von denen Ihr glaubt, daß sie
Euch auf der See zugutekommen können. Vergesset aber ja nicht, Euch gut mit Kartoffeln
, Eiern, geräuchertem Fleisch, gedörrtem Obst und mit rotem Wein zu versehen,
weil diese unentbehrlich sind und am besten behagen.

Seid Ihr in New York angekommen, so wendet Euch gleich an Boxmacher Mayer, der
Euch alsdann die beste Auskunft über mich geben kann und Euch vielleicht selbst zu
mir führen wird. Von Handwerkszeug und Geschirr nehmet nichts von zu Hause mit,
weil Ihr es nicht brauchen könnt; das hiesige ist besser, händiger und ebenso wohlfeil,
wenn nicht noch wohlfeiler als bei Euch. Solltet Ihr jedoch Euch doch nicht entschließen
können zu kommen, so kann doch der Mathias Kürz und meine Schwester
Magdalena3 miteinander kommen, für welche es gewiß ebenso gut hier ist. Ihr solltet
ihr aber ein Stück Geld mitgeben, daß sie sich ein kleines Eigentum kaufen könnten.
Für diese wäre es besser, wenn sie die Reise von Straßburg bis nach Le Harvre mit
der Diligence machen, welche sie in vier bis fünf Tagen zurücklegen, nur können sie
alsdann nicht so viel Gepäck mitnehmen, weil über 50 Pfund freies Gepäck für die Person
, alles weitere bezahlt werden muß.

Ich hatte im Sinne, dieses Spätjahr weiter ins Land hineinzuziehen; auf die in Euerem
Brief gegebene Nachricht bin ich aber entschlossen, noch hier zu bleiben, um abzuwarten
, was Ihr zu tun willens seid, und mich im Falle Ihr kommet, an Euch anzuschließen
. Schreibt mir daher ja gleich wieder, und damit Eueren festen Entschluß. Land und

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