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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
68. Jahresband.1988
Seite: 200
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auch auf einen Gottesacker gekommen, aber auf einen evangelischen. Das Begräbnis
ist aber in New York gehalten worden wie bei Euch. Aber es hat ihn viel Geld gekostet
. Der Totenbaum hat fünf Taler gekostet; der war aber noch wohlfeil, sonst kostet
einer zehn Taler und der Doktor kostet ihn dreizehn Taler und der Totengräber zwei
Taler.

Mein Vater verlangt auch zu wissen, wie wir es haben in unserer Haushaltung. Bisher
können wir noch nicht klagen. Wir haben es so gut wie Ihr in Deutschland. Wir haben
ein Schwein und zwei Hühner. Wir haben uns auch eine Kuh gekauft. Aber wir haben
im Sinn, demnächst im Frühjahr nach Lancaster im Staate Pennsylvania zu ziehen, wo
der Benedikt Funk5 wohnt, wo alles deutsch ist, weil wir die Sprache nicht kennen.
Von New York bis nach Lancaster sind es 150 Meilen oder 50 Stunden.

Der Mathias hat diesen Winter vom ersten Dezember bis ersten Mai 89 Klafter Holz
gehauen und für einen Klafter einen Gulden drei Kreuzer bekommen. Ich habe vierzig
Pfund Garn gesponnen und für ein Pfund vierzehn Kreuzer bekommen.

Meiner Schwester Luidgard6 schreibe ich. Wenn es Lust hat, nach Amerika zu ziehen,
dann soll es kommen. Weil es noch jung ist, lernt es die Sprache ring. In diesem Land
hat sie es besser als wie in Deutschland. Denn die Weibsleut dürfen nicht auf dem Feld
arbeiten. In einem Monat hat eine anfänglich acht Gulden und wenn sie die Sprache
kann, bekommen sie auch noch mehr. Aber die jungen Leut reut es doch anfänglich,
denn in diesem Land haben sie nicht so viele Lustbarkeiten als wie in Deutschland. Am
besten ist es, wenn die Weibsleut das Nähen können, denn sie müssen die Kleider fast
alle machen und die Arbeit ist teuer. Doch lasse ich ihr den freien Willen, nicht daß
es kann sagen, ich war Schuld daran. Kleidung braucht man nicht viel mitzunehmen.
Die Leinwand ist wohlfeil, das wollene Tuch aber ist teuer.

Wenn der Roman7 auch nach Amerika will, dann raten wir ihm, nicht die Wagnerprofession
zu lernen, sondern das Schuhmacherhandwerk ist eines der besten in Amerika,
wenn er es recht kann. Er soll es aber in einer Stadt lernen, wo sie recht feine Stiefel
machen; besonders das Walken soll er gut lernen. Aber er soll nicht ohne Erlaubnis
fortgehen wie der Baptist.8

Die Kleider sollen gemacht werden wie sie in den Städten getragen werden. Wenn er
kommt, soll er auch einen Rock mit sich nehmen und dem Mathias einen, und der Baptist
wollte auch einen. Dem Mathias seinen Rock sollen sie dem Josef Zehnle anmessen
, dem Baptist seinen sollen sie dem Bruder Josef anmessen. Um den Bauch rum
sollen sie ein wenig eng sein. Wenn er kommt, dann bezahlen wir ihn. Auch soll er
mir Bücher mitbringen, ein Neu-Testament und ein Himmelsschlüssel.

Neues weiß ich nichts zu schreiben. Wir wünschen, daß Ihr es mit Gesundheit leset.
Schreibt auch wieder. Schreibt auch, wo die anderen Kameraden sind, die mit uns fortgezogen
. Wir und der Baptist und seine Frau grüßen Euch vielmals und recht herzlich
und lebet wohl. Auch grüßen wir den Schreiber Basil Frey und alle insgesamt recht
herzlich. Auch grüße ich meine kleine Schwester Karoline9 und es soll kommen und
soll bei uns Kindsmädchen sein.

Grüße Euch alle

Katharina Spitz und Mathias Bilharz!

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