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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
68. Jahresband.1988
Seite: 202
(PDF, 112 MB)
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Neuigkeiten weiß ich Euch nicht zu schreiben, also daß wir gehört haben, daß in
Deutschland in Baden der Großherzog14 fort sei. Wenn Ihr wieder schreibt, so
schreibt uns auch viele Neuigkeiten und wie es jetzt bei Euch ist.

Jetzt will ich mein Schreiben schließen und Euch alle viel tausendmal grüßen und ich
wünsche, daß Ihr es mit Gesundheit leset. Ich verbleibe Euere getreueste und gehorsamste
Tochter

Katharina Spitz
Mathias Bilharz

Gewiß haben viele Verwandte und Bekannte am Ort, im Dorf Schweighausen
diese und andere das Leben in Nordamerika schildernde Briefe gelesen! Der
Entschluß, der Not in der Heimat den Rücken zu kehren und in dieses verheißungsvolle
Land jenseits des Atlantiks zu ziehen, dürfte dann nicht mehr
schwer gefallen sein, zumal die Ausgewanderten ihre Angehörigen und Verwandten
oft auch noch das Reisegeld vorstreckten.

Bei einer Einwohnerzahl von 1 137 im Jahre 1852 sind von Schweighausen in
der Zeit von 1830 bis 1900 rund 250 Bürger in die Staaten ausgewandert.

Die Schweighausener sind wie alle Schuttertäler nicht aus politischer oder religiöser
Unterdrückung ausgewandert. Ausschlaggebend war für sie alle die
Hungersnot, die Teuerung, die aussichtslosen sozialen Verhältnisse in der Heimat
und die hoffnungsvolle Aussicht, in Nordamerika Grund und Boden, Eigentum
, Besitz zu erwerben, ihren sozialen Status verbessern oder
zurückgewinnen, eine Familie gründen zu können.

Außer den Amerika-Briefen und den Auswanderer-Fotos, die in einer alten
Spanschachtel15 die Zeiten überdauert haben, gibt es in der Familie von
„Spitzhansjörge" keine Erinnerung mehr an die einst Ausgewanderten. Wann
der Briefwechsel abgebrochen ist, ist ungewiß. Vielleicht werden eines Tages
wieder Kontakte geknüpft, wenn Nachkommen aus der Spitz-Billharz-Sippe in
USA das in Amerika verbreitete Bedürfnis nach der Erforschung ihrer „roots"
verspüren.

Anmerkungen:

1 Die Bauernfamilie Mathias Billharz lebte damals auf dem heutigen „Schwörerhof" in
Schweighausen-Loh

2 Mathias Billharz verpflichtete sich in einer Schenkungsurkunde vom 14. April 1844, den
außerehelich mit Maria Anna Müllerleile erzeugten Kindern Mathias, Joseph und Vinzens
Müllerleile bei Anfall des elterlichen Vermögens einen Betrag von 150 Gulden auszubezahlen
. Bei der Teilung des väterlichen Erbes im Jahre 1864 löste Mathias Billharz sein schriftlich
gegebenes Versprechen ein

3 Magdalena Billharz (1815-1853) ehelichte 1841 den Mathias Wölfle, Bauer in Harmersbach

4 Maria Anna Billharz (1811 -1863) hatte mit Bernhard Singler zwei uneheliche Kinder: Conrad
(1835-1851) und Catharina (1837-1907)

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