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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
68. Jahresband.1988
Seite: 220
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ser, fügte man die Gerüste beim Münsterbau. Dach- und Glockenstühle wurden
ebenso aus Holz gebaut, wie das Wasserrad der Hammerschmiede, das
Spinnrad der Bürgersfrau, das Tretrad des Burgenbauers. Brücken und Stege
waren aus diesem Naturmaterial hergestellt wie Rheinnachen oder Hansekoggen
. Man aß mit Holzlöffeln, schnitt auf Holztellern, saß auf Holzstühlen.

Salz- und Heringstonnen, Wein- und Bierfässer waren aus Holz gefertigt. Man
transportierte Flüssigkeiten und Schüttgut in hölzernen Zubern, Bottichen,
Kübeln, Eimern und Kannen. Webstuhl und Pflug, Prunk- und Bergschlitten,
Reisekutsche und Mistwagen, alle waren aus Holz gebaut.

Und wer Gesottenes und Gebratenes genießen, wer Wärme fühlen wollte, war
auf Holz angewiesen, brauchte den brennenden Holzscheit, den glimmenden
Prügel. Aus Holz wurde Holzkohle; mit ihrer Hilfe allein entstand metallenes
Gerät. Ohne Grubenholz hätte kein Bergwerksbetrieb existieren, ohne Knüppelholz
keine Straße befahrbar gehalten werden können. Selbst die Asche des
Holzes war einstens unverzichtbarer Rohstoff, z. B. für Seifensieder und Glasmacher
. Nach Holz rief alles, Holz brauchten alle: Arme wie Reiche.

Das Alter der Kinzigflößerei

Die Frage nach dem Alter der Kinzigflößerei stellen heißt, sich mit der Frage
auseinandersetzen, wann und wo Nachfrage nach Holz aus dem Kinzigtal -
hier dem oberen — entstand, mit anderen Worten, wann durch steigenden Bedarf
der Städte am Rhein die wirtschaftliche Notwendigkeit aufkam, Überfluß
bzw. Mangel an Holz durch ein konsequent genutztes, durchorganisiertes
Handels- und Transportsystem auszugleichen.

Irgendwann wurde unternehmungsfreudigen, vielleicht auch von Not getriebenen
Wolfachern zweierlei bewußt: Zum einen die Gunst ihrer Lage an einem
Fluß, dessen Wasser - geschickt gebändigt und genutzt - durchaus Holz ins
Land tragen konnten, an einem Fluß, der zusammen mit der Wolf das waldbepelzte
, starkholzreiche Herzstück des Schwarzwaldes erschloß. Zum anderen,
daß draußen im Land erheblicher Bedarf an Holz erwuchs, weil man dort die
eigenen Bestände aufgebraucht hatte. Diese Nachfrage entstand irgendwann
nach 1100 direkt vor der Haustür des Kinzigtales, dort, wo der Fluß der Wolf-
acher in den Rheinstrom mündete, in Straßburg. Von dort aus begann man begehrliche
Blicke auf die dunklen Forste unserer Schwarzwaldberge zu richten,
wo die Riesen des Waldes in reicher Fülle standen.

Straßburg entwickelte sich in den ersten Jahrhunderten unseres Jahrtausends
rapide; es wurde von Jahrzehnt zu Jahrzehnt brand- und bauholzhungriger,
denn seine Einwohnerzahl versechsfachte sich zwischen 1150 und 1300 von
ca. 5 000 auf 30 000 Einwohner.1 Und es baute sein riesiges Münster, 1275
wird das Langschiff fertiggestellt.

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