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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
68. Jahresband.1988
Seite: 222
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1988/0222
Um 1500 also, in einer Zeit, da sich das Weltbild der Menschheit grundlegend
wandelte, als Amerika eben entdeckt war, als gedruckte Bücher Wissen breit
zu streuen begannen, als sich gewaltige politische und religiöse Umwälzungen
anbahnten, Bauernkrieg und Reformation standen kurz bevor, finden wir in
dieser auffälligen Summierung unwiderlegbarer urkundlicher Belege den
wichtigen Beweis dafür, daß die Flößerei schon lange zuvor in Wolfach beheimatet
gewesen sein muß. Wer weiß, wie lange es in früheren Jahrhunderten
dauerte, bis sich Entwickeltes in schriftlichen Ordnungen auf Pergament oder
Papier niederschlug, bis Erkenntnisse des Alltags in Paragraphen gefaßt wurden
, der kann davon ausgehen, daß schon jahrzehntelang vor der ersten urkundlichen
Erwähnung auf der Basis von Erfahrung und Erfolg gearbeitet
worden ist.

Interpretieren wir nun die uns bekannten urkundlichen Erwähnungen ein wenig
im einzelnen. Zunächst eine solche, die Wolfach nicht direkt nennt, aber
für eine Frühdatierung von größter Bedeutung ist. Ein ernst zu nehmendes Indiz
dafür, daß spätestens um die Mitte des 14. Jahrhunderts auf der oberen
Kinzig bei Wolfach geflößt wurde, daß Floßherren und Floßknechte in Wolfach
wohnten und arbeiteten, ist eine Urkunde vom St.-Erhardstag aus dem
Jahr 1365.2 In jenem Jahr - es war die Zeit, da der Papst in Avignon statt
in Rom residierte, da der Hansebund schon gegründet war, da man begann,
aus Büchsen und Kanonen gegossene Eisenkugeln zu schießen — in jener Zeit
erhielten die „erbarn gaistlichen Frawen" des Klosters Wittichen von „Herzog
Rainalt von Urslingen, seiner Fraw Beatrix von Theckhe und Herzog Cunradt,
ihr beider Sune" die Erlaubnis, mit ihren Flößen den Schiltacher Zoll gebührenfrei
zu durchfahren. Diese Aussage macht nur dann einen Sinn, wenn der
Wasserweg Obere Kinzig damals für die Flößerei schon erschlossen war.
Wenn diese Urkunde als Beweismittel in der Indizienkette anerkannt wird,
dann darf man die belegte Dauer der Kinzigflößerei ruhig auf 550 Jahre festlegen
, dann dürfen wir mit Sicherheit annehmen, daß die Geburtsstunde einer
gewerbsmäßig betriebenen Flößerei auf der oberen Kinzig vor der Mitte des
14. Jahrhunderts lag. Vgl. Fußnote 1.

Fußnote 1

Hermann Fautz, verdienter Heimatforscher aus Schiltach (1898 — 1979), galt und gilt als der unbestrittene
Fachmann in Sachen Kinzigflößerei. Er hat die erwähnte Urkunde von 1365 in die
Geschichte der Kinzigflößerei eingebracht (Ottenau 28/1941, Seite 152/153) und im dort ausgeführten
Sinn interpretiert. Und viele seiner Leser haben diese seine Deutung und Auslegung
übernommen und weitergegeben. Der Verfasser des vorliegenden Beitrages hatte jedoch das Bestreben
, vor seinem Vortrag über „Wolfach und die Flößerei" und vor dem Aufbau der Flößerausstellung
im Rahmen der Flößerwochen 1987, Leitwort „Abenteuer Floß", alle herangezogenen
Urkunden selbst, wenigstens in Kopie, zu sehen und zu lesen und sie soweit möglich
im Rahmen der Ausstellung auch der interessierten Öffentlichkeit vorzustellen.

So begann im Januar 1987 wegen oben angeführter Urkunde ein Schriftwechsel mit dem Hauptstaatsarchiv
in Stuttgart, mit dem Staatsarchiv in Freiburg, mit dem Generallandesarchiv in
Karlsruhe und mit den Fürstl. Fürstenbergischen Sammlungen Donaueschingen. Nach langer er-

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