Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
68. Jahresband.1988
Seite: 225
(PDF, 112 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1988/0225
„da der Mehrteil der Wolfacher Bürger zu ihrer Leibesnahrung keine andere
Hantierung habe, denn das Holzgewerbe", und daß - noch ein Zitat - „die
Wolfacher Schiffsherren immer wieder demietiglich und fleißig darum gebeten
haben".

Ich finde, es ist angebracht, an dieser Stelle diesen Grafen Wolfgang etwas genauer
vorzustellen, der in einem so weisen, wirtschaftspolitisch bedeutsamen
Akt dafür gesorgt hat, daß den Wolfacher Stadtbürgern früh eine ergiebige
Einnahmequelle gefaßt und zugeleitet wurde.

Graf Wolfgang und sein Bruder Heinrich VI. von Fürstenberg verwalteten zu
Beginn der Neuzeit ihre Ländereien gemeinsam. Doch schon 1490 einigten sie
sich über die Teilung ihres Fürstenberger Besitzes. Graf Wolfgang übernahm
vor allem die Herrschaft über das Kinzigtal. Er muß ein äußerst kluger und
rastlos tätiger Mann gewesen sein, sonst wäre er im Jahre 1500 nicht schon
zum Kämmerer und Hofmarschall Kaiser Maximilians avanciert, hätte er nicht
die Münzgerechtigkeit für alle seine Lande erhalten.

Als im gleichen Jahr sein Bruder Graf Heinrich VI. den Soldatentod erlitt, war
Graf Wolfgang Alleinherrscher über alle fürstenbergischen Lande. Schon
1502 wurde er außerdem vom Kaiser zum Landvogt der vorderösterreichischen
Lande im Elsaß, im Breisgau und in den vier Hochrheinstädten Waldshut
, Säckingen, Lauffenburg und Rheinfelden ernannt. Und wieder zwei Jahre
später verpfändete Kaiser Maximilian ihm die Reichsstädte Offenburg, Ortenberg
, Gengenbach und Zell a.H. nebst den zugehörigen Dörfern, d.h., er ernannte
ihn zum Landvogt der Ortenau. Graf Wolfgang besaß damit eine
unglaublich starke Machtstellung im deutschen Südwesten. 1504 wurde er sogar
von Kaiser Maximilian in Ortenberg besucht. Nach diesem Besuch reiste
Kaiser Maximilian I. auch durch Wolfach. Jener Tag, der 22. August 1504,7
wurde von den etwa 650 Wolfachern als großes Ereignis begangen. Es war das
erste und letzte Mal, daß die Einwohner der Stadt einem Kaiser des Hl. Rom.
Reiches in ihren Mauern persönlich huldigen konnten. Doch das wirtschaftlich
Bedeutsamste war wohl die Tatsache, daß Kaiser Maximilian den Wolfachern
den Biberacher Floßzoll um die Hälfte ermäßigte.

Graf Wolfgang verbrachte viel Zeit seines Lebens außer Landes; auf Reisen,
in kämpferischen Einsätzen, u.a. in Spanien, wo er nur aufgrund seiner robusten
Gesundheit einen Giftanschlag — wenn auch nicht folgenlos — überlebte.
Schon wenige Jahre später mußte er das kaiserliche Heer, mit dem er in Oberitalien
stand, todkrank verlassen. Er ließ sich auf einer Bahre über die Alpen
nach Schloß Ortenberg tragen und verstarb dort in der Silvesternacht des Jahres
1509 im Alter von 44 Jahren. Seinen Leichnam ließ er — so wurde von
Heimatforscher Albert Sandfuchs überliefert — an drei verschiedenen Orten
bestatten: Die Eingeweide in Haslach, den Leichnam auf dem Fürstenberger
Friedhof bei Neidingen, das Herz aber in Wolfach, nachdem drei Abte, die

225


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1988/0225