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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
68. Jahresband.1988
Seite: 229
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Talfloß. Das kleine Vorplatz war
unbemannt und wurde als Ganzes
vom Steuermann, der auf dem zweiten
Gester stand, in die Fahrrichtung
gehebelt, so daß die nachfolgenden
Gestere mit ihrer Trapezform
ihren ,, Weg'' relativ selbständig
zwischen den Felsblöcken und
Uferbäumen hindurch finden konnten
.

notwendigen Spezialkenntnisse für diese Art des Langholztransports zu erwerben
. Denn auf der Kinzig fuhr man viel früher als auf anderen Schwarzwaldflüssen
mit riesengroßen Gesterflößen. Eine Leistung, die heute noch unsere
uneingeschränkte Hochachtung verdient, ja herausfordert. Vgl. Fußnote 2.

Fußnote 2

G'ster, Gestör, G'stör: Teil eines Floßes; eine Holztafel, hergestellt, hergestellt aus ca. 6—20
Holzstämmen gleicher Länge (bis 35 Gestere ergaben ein Floß). Der Begriff darf nicht verwechselt
werden mit einem alten Holzmengenmaß, das ebenfalls mit „Gster" bezeichnet wurde.
Wahrscheinlich hatte dieses uralte Holzraummaß den gleichen Ursprung wie das noch heute gängige
Raummaß für Brennholz, „Ster". (Dieses Holzraummaß heißt auch im frz. „stere", engl,
und niederl. ebenfalls „stere").

Die Kinzigflößer haben — so die bisherigen Erkenntnisse des Verfassers — früher als die Flößer
anderer Flußgebiete des Schwarzwaldes das „Massenfloß", das Gesterfloß, entwickelt und damit
ihre wohl größte Entwicklungsleistung vollbracht. Ob aus theoretischer Erkenntnis oder einfach
aus praktischer Erfahrung heraus, legten sie ihre Stämme Zopf neben Zopf und Stock neben
Stock, so daß ganz zwangsläufig trapezförmige „Tafeln" entstanden. Diese legten sie folgerichtig
stets mit ihrer Schmalseite in Fahrtrichtung. Allein durch diese Form und Lage der Gestere konnte
eine relativ sichere Fahrt auf den engen, windungsreichen Gebirgsflüssen garantiert werden.
Diese Grundkonzeption führte nämlich, zusammen mit der durch die recht lockere Wiedenverbindung
der einzelnen Gestere gewährleisteten Schlenkerung, zu einer relativ guten Selbststeuerung
dieser riesigen Holzbänder.

Jeder, der einmal die Energierechnung aufgemacht hat, d.h. überschlagen hat, welch riesige
Energien in einem in rascher Fahrt befindlichen Floß stecken mußten (Masse mal Geschwindigkeit
), der wird, bei aller Bewunderung der Bärenkräfte der wackeren Flößer, erkennen, daß
Menschenkraft niemals ausreichen konnte, um ein solches Floß zu steuern, zumal der Flößer bei
der Übertragung seiner Kräfte auf Flußboden oder Uferböschung einzig und allein auf seine Ha-

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