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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
68. Jahresband.1988
Seite: 270
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Freisten war dann der Großherzog und seine Begleitung mit einem Imbiß gestärkt worden
. Man hatte dem Großherzog vor der Fahrt empfohlen, eine Art Dolmetscher mitzunehmen
, da es doch schlecht aussehen würde, wenn er als Landesherr seine
„Hanauerditsch" parlierenden Untertanen nur schwer verstehen würde. Er hat sie dann
irgendwie doch verstanden.

Nach 6 Stunden Fahrt kam der Eröffnungszug gegen 6 Uhr abends dann im hell erleuchteten
Kehl an. Es hatte sich eine große Menschenmenge dort eingefunden, so daß
der Zug nur ganz langsam fahren konnte. Er hielt vor dem „Salmen", wo zwei Militärkapellen
aufspielten. Anschließend gab es im Salmen, der ungefähr dort war, wo heute
die „Deutsche Bank" in Kehl ist, ein Festessen, bei dem Obmann Teubner folgende
Worte sprach, die so recht den Geist jener Zeit spiegeln:6

„Schön ist das Fest, auch die Enkel werden es rühmen, zum bleibenden Gedenken sei
es wie ein erfüllter Wunsch, der lange Jahre den Sinn des Volkes im Hanauerland bewegte
, und der unter der gesegneten Regierung Ew. Königlichen Hoheit sich erfüllet
hat. Nach den fruchtbaren Abhängen unserer Berge, wo in Städten und Dörfern fleißige
Hände im Gewerbe schaffen, wo aus Wald und Feld der Arbeit reicher Lohn erwächst
, hierin wie in die badische Heimat führt das Dampfroß. Und nach dem Rheine
zieht es seine Bahnen, dort in Straßburg, der ehrwürdigen, mächtig erblühenden
Reichsstadt, dem Nachbarn die Hand zu reichen. Ein Stück Land ist dem Verkehr erschlossen
, das sich kühn mit dem besten im Reich messen darf. Das arbeitsame, tüchtige
, das treue Volk, das hier seine Heimstätte hat, es wird die Wohltaten, die ihm
geworden, nützen zum Guten. Voll Dank ist dies Volk für welche weise Prüfung, welche
hochherzige Förderung bei ihm sein Anliegen erfahren hat. Ist diesem Volke doch
in der Seele geschrieben, wo es seinen besten Freund findet, in den Sorgen des Lebens.

Was in aller Herzen so wahrhaft lebt, das auch ich in solch feierlicher Stunde vor des
Fürsten Angesicht verkünde, die Stätte, die Großherzog Friedrich von Baden betrat,
sei geweiht."

Danach fuhr der Großherzog, der diesen Tag in sehr angenehmer Erinnerung behielt,
wieder Karlsruhe zu.

Die Eisenbahnverbindung Bühl — Kehl war jetzt also fertig zum Nutzen der
Dörfer an dieser Strecke. Allerdings zeigte sich, daß eine Lücke Richtung Rastatt
bestand. Man ging dann rund 15 Jahre später daran, diese Lücke zu
schließen, und zwar bekam ebenfalls die Straßburger Straßenbahngesellschaft
die Konzession für die neue Linie. Am 2. Mai 1909 wurde die neue Bahnlinie
eröffnet, die von Schwarzach über Stollhofen —Söllingen—Hügelsheim —
Iffezheim in Rastatt mitten durch die Stadt zum Bahnhof der Staatsbahn führte.

Das Bähnel stellte dann in den folgenden Jahrzehnten ein wichtiges Verkehrsmittel
dar. Was wurde da nicht alles transportiert: Arbeiter fuhren frühmorgens
nach Kehl, wo sie im Hafen oder bei der Zellstoffabrik Trick arbeiteten
— die Arbeiter bei Trick nannte man im Hanauerland nur die Trickler. Man
fuhr zum Einkaufen nach Kehl, Bühl oder Straßburg. In Rheinbischofsheim
war auch die landwirtschaftliche Winterschule, wohin viele künftige Bauern
fuhren. Da man früher außer mit Holz hauptsächlich mit Kohlen oder Briketts

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