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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
68. Jahresband.1988
Seite: 288
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Lorbeer- und Olivenzweigen; zwischen ihnen hingen Trophäen und Schilde,
auf denen die Namen der Truppenteile der Großen Armee zu lesen waren. Zur
Sicherheit hielten sich sechs Kähne mit ihren Schifferbesatzungen auf dem
Rhein bereit, die den Zug aufmerksam verfolgten. Sie trugen Matrosenuniformen
, die Nationalfarben und rote Schärpen. Drei Fischerkähne hielten sich
einsatzbereit, die mit ihren erfahrenen Steuermännern zuvor die Rheinüber-
querung in zwei Minuten trainiert hatten. Napoleon und Josephine gingen zu
Fuß über die Brücke. Ihnen folgte eine Gruppe der kaiserlichen Ponts et
Chaussees hinter ihrem Chef-Ingenieur.

Die 1805 unterbrochene Arbeit an der neuen festen Brücke über den Rhein
wurde 1806 fortgesetzt, doch erst 12 von 30 Jochen waren 1807 fertiggestellt.
Ein Fertigstellungsdekret vom 16. März 1808 sorgte für die Wiederaufnahme
der Arbeit, die am 5. Juni 1808 abgeschlossen wurde. 395 Meter lang war die
Brücke mit ihren 30 über 13 Meter langen Jochen und dem Triumphtor am linken
Ufer, 12 Meter breit war die Fahrbahn, auf der sich zwei Wagen begegnen
konnten. Die Gehwege beiderseits waren durch feste Geländer gesichert.

Die Brücke stand jetzt ganz auf dem Territorium Frankreichs, da Baden im geheimen
Zusatzprotokoll zum Wiener Allianzvertrag vom Dezember 1805 in
Kehl und in einem Umkreis von rund zehn Kilometern auf alle Rechte verzichtet
hatte. Zuvor galt allgemein, daß die Brücke zwischen Frankreich und Baden
hälftig geteilt war und die Staatsgrenze dem Talweg folgte. Ein
entsprechendes Dekret erließ Napoleon erst am 24. Januar 1808, und feierlich
in Besitz genommen wurde Kehl am 14. Februar.

Am Sonntag, 11.30 Uhr, versammelten sich an der linken Auffahrt zur Schiffbrücke
der Maire Wangen von Geroldseck mit Vertretern der Verwaltung, eine
Kompanie der Nationalgarde und eine Ersatzkompanie mit Musik, um die
Annexion zu vollziehen. Am folgenden Tag trat der neue Polizeikommissar
Jean-Joseph Boutemi aus Nancy seinen Posten an. Er hatte bisher den Bau der
Napoleonbrücke beaufsichtigt und wohnte in Kehl. Die ganze Stadt zählte 366
Einwohner, die zwar nun Straßburger waren, aber von der „Stadt" durch die
Zollgrenze getrennt wurden. Paß- und Zollkontrolle gehörten zum Gang über
die Brücke für die Einwohner Kehls, die über keinen eigenen Ackerboden verfügten
, sich also in Straßburg versorgten. Darunter waren 26 Gastwirte und
49 Handwerker. Auf der neuen festen Brücke wurden die Abgaben gesenkt.
Sie diente aber hauptsächlich dem Transport der Arbeiter und des Baumaterials
für den Wiederaufbau der Kehler Festung. Die Annexion bedeutete für
die wenigen nach den früheren Zerstörungen wieder errichteten Häuser der
Stadt den stets drohenden Abbruch. Während der seit 1801 andauernden Festungsbauarbeiten
blieben sie noch verschont. Aber 1813 wurden die meisten
dem Erdboden gleichgemacht.

Über die Brücke zog nach einem Aufenthalt in Straßburg Napoleon mit der
Kaiserin am 15. April 1809 zu Beginn des 5. Koalitionskrieges nach Bayern.

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