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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
68. Jahresband.1988
Seite: 297
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städtischen Verkehr zwischen Straßburg und Kehl. Hauptverkehrsmittel war
die 1898 bis Kehl verlängerte elektrische Straßenbahnlinie 1.

Die Weltkriege

Nach Ende des 1. Weltkrieges wurde ab 22. November 1918 bis zum
17. Dezember die Straßenbrücke für Deutsche gesperrt, von denen seit Beginn
des Monats Dezember bis 1922 die mit Kennkarte D Versehenen ausgewiesen
wurden und zu Fuß ihr geringes, 30 kg nicht übersteigendes Gepäck über die
Brücke nach Kehl trugen. Eine commission de triage entschied über das Verbleiben
jedes einzelnen dieser „Altdeutschen". In Straßburg lebten davon im
Jahre 1910 rund 70 000 oder 39 % der Einwohnerschaft.

Anfang 1919 wurde Kehl und ein Gebiet im Umkreis von 15 km als Brückenkopf
besetzt, und beide Rheinbrücken kamen durch den Versailler Vertrag in
französischen Besitz. Über der Straßenbrücke wurde der gallische Hahn montiert
. Es war eine Arbeit des Bildhauers Albert Schultz, von dem die Straßburger
„Gänseliesel" und die Kehler ,,Heuwenderin" stammen.

In jenen Jahren zeichnete Hansi ,,les boches expulses, maigres comme des
clous viennent souvent ä la barriere du Pont du Rhin contempler avec melanco-
lie le Paradis perdu". Bald bewirkte die wachsende Inflation in Deutschland
aber, daß bei günstigem Frankenkurs immer mehr elsässische Käufer die Kehler
Hauptstraße bevölkerten und sich in den Geschäften drängten. Das endete
mit Einführung der Rentenmark im November 1923. In diesem Jahr wurde der
Bahnhof Kehl besetzt.

Am 30. Juni 1930 wurde die ganze französische Besatzungszone geräumt als
Ergebnis der Haager Konferenz von 1929/30 und der Bemühungen von Strese-
mann und Briand. Zwei Jahre danach wurden die drei seit 1874 auf der deutschen
Seite gebauten Forts des Straßburger Festungsrings gesprengt. Doch
besetzte die deutsche Wehrmacht die bisher entmilitarisierte Zone am 8. März
1936 nach Aufkündigung des Locarnovertrages (1925). Der Weg ins benachbarte
„Ausland" über die Brücke wurde behindert durch die Devisenbewirtschaftung
ab 6. Februar 1937; nur 10 Reichsmark waren pro Kopf und Tag
verfügbar. Im folgenden Jahr begann der Bau des Westwalls. Entlang des
Rheins in den Auewäldern und im Hinterland entstand eine tiefgestaffelte Kette
von Bunkern. Der Zweite Weltkrieg stand vor der Tür.

In Kehl lagen sich beiderseits der Brücken im Sitzkrieg der „dröle de guerre",
deutsche und französische Soldaten vom September 1939 bis Mai 1940 gegenüber
. Nach Kriegsausbruch waren hier 1939 die westliche Drehbrücke abgedreht
und im Januar der Teil der Eisenbahnbrücke von den Franzosen
gesprengt worden, der 1870 verschont geblieben war.

Erst am 15. Juni 1940 kam am Oberrhein Bewegung in die Front, nachdem
Paris bereits besetzt war, Straßburg folgte am 19. Juni. Die Bahnbrücke wurde

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