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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
68. Jahresband.1988
Seite: 303
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Gottlieb Trautwein (1892-1953).

Ein Schiltacher Liberaler und kämpferischer Demokrat

Hans Harter

Es ist ein Glücksfall für die geschichtliche Forschung, wenn sie über die Beschreibung
der Ereignisse und Entwicklungen hinaus zu den Personen vorstoßen
kann, die mit ihrem Denken, Wollen und Handeln versucht haben, ihre
Zeit zu beeinflussen. Briefe, Notizen, Erlebnisberichte, Redemanuskripte sind
dann die Quellen, die Persönlichkeiten beschreiben und erschließen lassen, die
mehr als die meisten ihrer Zeitgenossen politisch gewirkt, manchmal auch gelitten
haben. Von einem solchen Mann ist hier zu berichten, der zu den bedeutendsten
Persönlichkeiten seiner Heimatstadt Schiltach in der ersten Hälfte
unseres Jahrhunderts gehört: Gottlieb Trautwein, Mitglied und Ortsvereinsvorsitzender
der Deutschen Demokratischen Partei bis 1933, Mitbegründer
und Vorstandsmitglied des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold in Schiltach;
nach 1945 Helfer beim Wiederaufbau der Demokratischen Partei (später FDP)
in Schiltach und im Kinzigtal und deren mehrjähriger Kreisvorsitzender,
schließlich (1946-52) Bürgermeister der Stadt Schiltach.

Nach fast 40 Jahren seines Todes würden auch die Erinnerungen an ihn verblassen
, gäbe es nicht seine vielen Papiere, die seine Tochter, Frau Elly Trautwein
, jetzt in absoluter Großzügigkeit zum Zwecke der Nachzeichnung des
politischen Lebens ihres Vaters zur Verfügung gestellt hat1. Es geschieht sicher
nicht oft, daß ein „Handelnder" in Sachen Politik seine Gedanken und Erlebnisse
in solcher Fülle zu Papier gebracht hat, fein säuberlich maschinenschriftlich
, und zwar meistens gleich nach dem unmittelbar Erlebten. So hat sich
ein Fundus zeitgenössischen Quellenmaterials ergeben, das mehrere Phasen
der jüngeren deutschen Geschichte (die Weimarer Republik, das „3. Reich",
die Nachkriegszeit und die werdende Bundesrepublik) aus der Perspektive eines
Ortes, des Schwarzwaldstädtchens Schiltach im Kinzigtal, widerspiegelt.
Für dessen, bisher kaum aufgearbeitete Zeitgeschichte2 sind die Aufzeichnungen
Gottlieb Trautweins unentbehrlich, doch reicht ihre Bedeutung über das
Lokale hinaus: Zeitströmungen werden faßbar, der politische Liberalismus,
dem ihr Autor anhing, ist in seinen Ideen und Kämpfen zu verfolgen, aber auch
der Mann Gottlieb Trautwein, wie er sich den Ereignissen seiner bewegten Lebenszeit
stellte und auf sie einzuwirken versuchte. Von äußerster Geradlinigkeit
, mit eindeutigen Positionen und Wertmaßstäben ausgestattet, beeindrucken
bis heute seine Urteilskraft und seine Standfestigkeit, auch wenn er
es nicht immer vermochte, die Dinge in seine Richtung zu lenken, sogar scheiterte
, wie im Jahr 1933. Bis heute in Schiltach und darüber hinaus als „mar-

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