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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
68. Jahresband.1988
Seite: 311
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bringen kann." Auch trat er Versuchen, die vom Jungdeutschen Orden ausgingen
(in Schiltach vertreten durch Georg Götz und Carl Gessner), eine „Volksnationale
Reichsvereinigung" zu bilden, mit dem Hinweis auf eine noch
stärkere Zersplitterung durch das Auftauchen einer weiteren Partei entgegen;
statt dessen solle die Zusammenarbeit der liberal-demokratischen Parteien verbessert
werden. Dennoch sollte er, wie ihm seine Landesgeschäftsstelle mitteilte
, die Zusammenarbeit mit den entsprechenden Kreisen suchen —, die
Umwandlung der DDP in die „Deutsche Staatspartei" kündigte sich an, die für
den Ortsverein Schiltach aber erst einmal auf die Zeit nach der Wahl verschoben
wurde.

In der Zwischenzeit war in Berlin der Reichstag vorzeitig aufgelöst worden,
so daß ein neuer Wahlkampf bevorstand. Für diese Wahl bildeten die Staatspartei
und die DVP in Baden und in Württemberg eine Einheitsliste, die dem
liberalen Lager einen Wahlerfolg sichern sollte. In den jetzt anlaufenden Versammlungen
traten die Vertreter beider Parteien gemeinsam auf, nach dem
Verhältnis der letzten Stimmenzahl in den jeweiligen Orten den Haupt- bzw.
den Nebenredner stellend. Die diesbezügliche Organisation hatten im oberen
Kinzig-, im Wolfach- und im Gutachtal G. Trautwein von der Staatspartei und
der Hornberger Fabrikdirektor Cronn für die DVP. Für den Schiltacher Staatsparteiler
war die Zusammenarbeit hier am Ort, wie er nachträglich bekannte,
wenig erfreulich. Schlimmer jedoch trafen ihn und seine Partei das Ergebnis
der Wahl vom 14. September 1930. Der Wählerrutsch, der die NSDAP auf
Reichsebene von 2,6 % auf 18,3 % hinaufschnellen ließ und ihr für 6,5 Millionen
Stimmen 107 Reichstagsmandate einbrachte, fand auch im Amtsbezirk
Wolfach statt. Hier, wo es bei den Reichstagswahlen 1928 ganze 82 und bei
den Landtagswahlen 604 NS-Wähler gegeben hatte, waren es jetzt auf einmal
2726. Nach dem Zentrum (6191 Stimmen) zweitstärkste Partei geworden,
ließ sie nicht nur die SPD (2627) hinter sich, sondern auch die „Einheitsliste"
(953), den Evangelischen Volksdienst (808), die KPD (640), die Wirtschaftspartei
(580) und, ganz abgeschlagen, die DNVP (278). In Schiltach zählte man
262 NS-Wähler, gegenüber 374 Wählern der SPD, 211 des Evangelischen
Volksdienstes, 124 der Einheitsliste, 72 der KPD, 61 der WP und 53 des Zentrums
; auch hier war die DNVP mit 6 Stimmen praktisch ausgeschaltet.

In einem bitteren Brief an seine Partei16 suchte G. Trautwein nach den Gründen
für diesen „wenig glücklichen Ausgang der Wahl im Bezirk": Die „grenzenlose
, ins Gemeinste gehende Art der Agitation der Nationalsozialisten"
habe bei dem „vollständig zermürbten Volk, das von Versprechungen zu Versprechungen
der anderen Parteien geführt wurde und immer mehr den Boden
unter sich entschwinden sieht, der für eine gesunde wirtschaftliche Lage erforderlich
ist", allergrößten Anklang gefunden. Konkurse, Zahlungseinstellungen
und Vergleiche in Handwerk und Gewerbe hingen mit der steigenden
Steuerlast zusammen, die Berlin „dem kleinen Volk" aufbürdete. Hier hätte

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