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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
68. Jahresband.1988
Seite: 312
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die NS-Propaganda ihren Boden gefunden; nicht daß die kleinen Bürger Nationalsozialisten
wären, es war „lediglich aus der Verärgerung heraus, (daß) sie
ihre Stimme uns nicht gaben." Unverständlich war es G. Trautwein, daß in
den Versammlungen der NSDAP „alle Parteien in der gemeinsten Art im Kot
herumgezogen wurden", daß ihre Redner öffentlich erklären konnten, daß
nach ihrem Sieg „alle Angehörigen der anderen Parteien", welche sie öffentlich
bekämpft haben, „aufgehängt werden". „Und dabei sitzt als Bild eines
kraftvollen republikanischen Staates der Kriminalbeamte der Regierung,
schreibt sich alles schön auf, und dann versinkt die Notiz in den Schränken der
republikanischen Bürokratie." Und die Besucher der Nazi-Versammlungen
glaubten den Hetzern, da kein Mensch sich gegen die Anklagen gegen die Regierungen
und die Parteien wehrte. Was er in „zwei schönen Versammlungen
gegen die Nationalsozialisten" in Schiltach zustande brachte und das dortige
Ergebnis nicht noch schlimmer ausfallen ließ, das vermißte G. Trautwein andernorts
. Der aufgeblähte Beamtenapparat, die Steuervorteile von Kirchen und
Organisationen, die Steuerlast in Handwerk, Gewerbe und Landwirtschaft, die
unangreifbare Stellung der Konzerne, die Skandale in der Republik, das waren
die Punkte, die der Liberale G. Trautwein nicht mehr verstand, so daß er sich
nach diesen katastrophalen Wahlen zutiefst deprimiert für „müde des Kampfes
" erklärte und sich aus der Politik zurückziehen wollte.

Es kostete die Parteileitung in Karlsruhe einige Mühe, ihn davon abzuhalten,
die Flinte ganz ins Korn zu werfen. Im November 1930 standen Gemeinde-,
Kreis- und Bezirkswahlen an, überdies traten die Mitglieder der „Volksnationalen
Reichs Vereinigung" unter Führung von A. Mahraun nach wenigen Monaten
aus der Deutschen Staatspartei aus, was für diese eine starke
Schwächung bedeutete. Dieses Ereignis, aber auch die Tatsache, daß der badische
Landesvorsitzende der Partei, Dr. H. Dietrich, im Reichskabinett als
Vizekanzler und Finanzminister die Deflationspolitik Brünings an verantwortlicher
Stelle mittrug,17 waren nicht dazu angetan, die politische Entmutigung
G. Trautweins in diesem Herbst abzumildern. Dazu kam der „Hochmut der
Rechtsparteien" (DVP, WP) bei den Verhandlungen über eine gemeinsame Liste
für die Bezirks- und Kreisrats wählen, aber auch „die Hetze gegen uns Demokraten
" von seiten der Nazis, die vor Beleidigungen selbst an einem Ort wie
Schiltach nicht zurückschreckten und „uns versuchen in den Dreck zu ziehen",
nur weil man „am Glauben der Demokratie mit allen Mitteln" festhielt. In einem
Fall sah G. Trautwein keinen anderen Ausweg, als auf dem Klageweg gegen
„die dauernden Angriffe in politischer und geschäftlicher Beziehung"
vorzugehen.

Bei den Gemeinderatswahlen am 14.11. 1930 traten in Schiltach die Staatspartei
, der Evangelische Volksdienst, die DVP, die WP, das Zentrum und die
Volksnationale Reichsvereinigung als „Bürgerliche Vereinigung" mit einer
gemeinsamen Liste an. Die Beteiligung der NSDAP, deren Vertreter zu einer
Vorbesprechung über die Listenverbindung aller nicht sozialistisch gesinnten

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