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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
68. Jahresband.1988
Seite: 313
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Gruppen erschienen waren, wurde von G. Trautwein endgültig verhindert, der
sich daraufhin in einem NSDAP-Flugblatt mit dem Satz, „daß sich Demokraten
mit solchen Leuten niemals an einen Tisch setzen würden" zitiert fand. Das
Wahlergebnis war für die „Bürgerliche Vereinigung" mit 207 Stimmen (2 Gemeinderatssitze
) ausgesprochen schlecht. Die NSDAP erhielt 262 Stimmen
und damit erstmals 3 Sitze im Schiltacher Gemeinderat, nun dort gleich stark
wie die SPD, auf die 335 Stimmen entfallen waren. „Nun glaubt alles Modepartei
wählen zu müssen, um bessere Zeiten zu bekommen", schrieb G. Trautwein
an seine Partei, der er auch mitteilen mußte, daß der Schiltacher
Ortsverein besser nicht in die Staatspartei überführt werden solle, „da es sehr
zweifelhaft ist, ob man hierfür überhaupt unter heutigen Verhältnissen Mitglieder
bekommt." Nicht einmal an den Einzug der Beiträge sei hier zu denken
, eine nicht besuchte Generalversammlung könne nur in einer Blamage
enden. So sei es das Beste, „Zuschauer zu sein, was nun weiter geschieht.
Freude an der politischen Arbeit kann man ja auch keine haben." Kein Zweifel
, der einst so stolze und aktive Schiltacher Ortsverein der DDP lag in Agonie
; von den Mitgliedern waren 1930 sechs ausgetreten, die übrigen blieben
in dieser wirtschaftlich schweren Zeit zumeist passiv und überließen den politischen
Kampf allein dem Vorstand. Dabei ging es doch „um die Erhaltung unseres
Staates und um den Kampf, daß dieser Staat nicht in die Hände des
Radikalismus fällt, der doch alles, was wir noch haben, zerschlagen würde",
wie der Landesgeschäftsführer der Staatspartei W. Stahl auf die schlechten
Nachrichten aus Schiltach an G. Trautwein schrieb.18

Mit voller Wucht hatte die Weltwirtschaftskrise seit 1931 auch Schiltach getroffen
, wo der „Erwerbslosenausschuß" Versammlungen abhielt. G. Trautwein
konzentrierte sich ganz auf sein Geschäft, dessen Inbetriebhaltung seine
große Sorge war, „da jeder Tag die Unsicherheit der Außenstände eher vergrößert
und die Hiobsbotschaften von Zahlungseinstellungen in ganz erheblicher
Zahl zunehmen." Ihm, der in viele handwerkliche und kleingewerbliche
Betriebe hineinschauen konnte, zeigt sich „in erschreckender Weise die Armut
des Mittelständlers", der keinen Unterschied mehr zwischen Sozialismus, Nationalsozialismus
und der heutigen Regierung sehe, da „von der kalten Sozialisierung
zur warmen kein weiter Weg mehr sei." Unter solchen Umständen im
Mittelstand „für die Demokratie zu propagieren" sei unmöglich, zumal in ihr
„der kleine Mann" im Vergleich zur Großindustrie und den Banken, in „deren
Händen die Regierungsvertreter nur die Puppen sind, an deren Schnüren sie
ziehen", nichts zu sagen habe.19 „Unser Wirtschaftselend" war die Begründung
für weitere Parteiaustritte, die G. Trautwein 1931 erreichten, während
in Schiltach nun auch die KPD-Ortsgruppe mit Versammlungen an die Öffentlichkeit
trat, so im März mit dem Thema „Wer rettet das Volk vor der kapitalistischen
Hungerkatastrophe — Faschismus oder Kommunismus?".

Im Februar 1932 erreichte G. Trautwein ein vom Reichsfinanzminister Dr.
Dietrich persönlich unterschriebener Brief aus Berlin, in dem dieser alle seine

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