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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
68. Jahresband.1988
Seite: 314
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politischen Freunde um Mithilfe bei der „Agitationsarbeit" bat: Es müsse versucht
werden, „dem verblendeten Bürgertum durch unsere Redner die Augen
zu öffnen; allem Pessimismus zum Trotz werde jetzt, nach dem Ende des politischen
Burgfriedens, „der Kampf gegen die Unvernunft und Phrase der Straße
aufgenommen"; nur „ein mutiger Kampf gegen den Wahnsinn des alles zerstörenden
Radikalismus sei in der Lage, „den deutschen Staat vor seinen Klauen
zu retten."20 Diesem Appell konnte und wollte G. Trautwein sich nicht verschließen
, und er erklärte sich alsbald bereit, „hier wieder etwas von den Demokraten
hören zu lassen". Eine Versammlung mit Dr. Wäldin solle
stattfinden, Flugblätter könnten in alle Häuser getragen werden, die „auf die
Tätigkeit der Demokraten und Untätigkeit der Nazis in praktischer Politik"
hinweisen. Der wiedererwachte Kampfgeist G. Trautweins stieß aber alsbald
auf Grenzen: Seine Parteifreunde in Schiltach ließen ihn für diese Vorhaben
allesamt im Stich, ihm noch den Rat erteilend, „die Sache bleiben zu lassen,
da die Jetztzeit eben für demokratische Gedanken nicht zugänglich sei". „Allein
auf weiter Flur mit meinen Gedanken", sagte er die bereits organisierte
Versammlung ab und bat darum, „Herrn Dr. Wäldin an einen dankbareren Ort
zu versenden".

Sein politisches Engagement ki dieser aufgewühlten Zeit — es standen
Reichspräsidenten- und Reichstagswahlen an — suchte und fand er nun in
überparteilichen Zusammenschlüssen. Nachdem die staatstragenden Parteien,
anders als 1925, sich jetzt auf die Wiederwahl des greisen Reichspräsidenten
von Hindenburg festgelegt hatten, entstanden überall im Lande überparteiliche
„Hindenburgausschüsse", die diese Kandidatur propagandistisch trugen. Hier
arbeitete G. Trautwein von Anfang an mit, forderte Flugblätter und Plakate an
und organisierte bereits für Anfang März eine diesbezügliche Versammlung in
Schiltach. Für den „Landesausschuß der Hindenburgfront" galt seine Adresse
als die zuständige im „Bezirk Schiltach", und es dürfte wiederum er gewesen
sein, der dem dann im April auch hier namhaft werdenden „Hindenburgaus-
schuß" vorstand. Nachdem der erste Wahlgang am 13.3. 1932 von Hindenburg
noch nicht die vorgeschriebene absolute Mehrheit brachte (Ergebnisse in
Schiltach: Hindenburg 660, Hitler 356, Thälmann 153 und Duesterberg 15
Stimmen), wurde auch hier die Agitation verstärkt, unter anderem durch sog.
„Kasten-Notizen" in den.Zeitungen: „Parteien können in Trümmer gehen, das
Vaterland muß doch bestehen; drum Hindenburg die Stimme gibt, wer
Deutschland wirklich ehrlich liebt."21

In Schiltach fand am 6. April nochmals eine Kundgebung statt, auf der ein Professor
Horn aus Heidelberg über das Thema „Hindenburg, der erste in Krieg
und Frieden" sprach. Der Redner legte die Wahl Hindenburgs, des „über allem
Gezänk stehenden greisen Heros des deutschen Volkes" dem zahlreich erschienenen
Publikum vor allem aus außenpolitischen Gründen ans Herz und
wunderte sich in bezug auf Hitler, „daß so große Massen einem Manne anhängen
können, der bis jetzt außer einem mißglückten Putsch noch keine politi-

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