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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
68. Jahresband.1988
Seite: 315
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sehe Leistung aufweisen könne". Aus dessen Buch „Mein Kampf" wies er
dann noch nach, „wie wenig hoch Herr Hitler die Massen einschätzt, die ihm
nachlaufen".22 Am 10. April 1932 wurde von Hindenburg mit absoluter
Mehrheit endgültig wiedergewählt; unter den 19360000 Stimmen waren auch
731 aus Schiltach, das seinerseits dieses Mal Hitler 389 und Thälmann 87
Stimmen gegeben hatte. Einmal mehr aber zeigten auch diese Wahlen G.
Trautwein, wer hier „aktive Wahlarbeit" leistete: Es war die „Arbeiterschaft
", die Plakate geklebt und Flugblätter ausgetragen hatte; auf sie konnte
er zurückgreifen, wenn er für die württembergischen Freunde in Schramberg,
die im April 1932 Landtagswahlen zu bestreiten hatten, „Saalschutz" anbot.
„Das Bürgertum fehlte und überläßt dem Arbeiter den Schutz der Republik",
dies war sein Fazit bereits im Februar, als unter seinem Vorsitz in Schiltach
eine Versammlung der „Eisernen Front" stattfand. Daß gerade G. Trautwein
diesem Bündnis von SPD, freien Gewerkschaften und dem Reichsbanner
Schwarz-Rot-Gold vorstand, hängt mit einer anderen seiner politischen Aktivitäten
zusammen: 1926 wurde in Schiltach eine Ortsgruppe des „Reichsbanners
Schwarz-Rot-Gold" gegründet, das sich als politischer Kampfverband für die
Weimarer Republik verstand. Hier, wie auch sonst, vor allem von SPD-Mitgliedern
getragen, gehörten ihm aber auch junge Männer an, die vom katholischen
Gesellenverein kamen, und dazu einige Angehörige der DDP, allen voran
G. Trautwein. Er war hier an der Gründung des Reichsbanners beteiligt
gewesen, hatte das Amt des Kassierers übernommen (bis 1930) und beteiligte
sich, nach einiger Zeit der Abstinenz, seit 1932 wieder stärker an den Aktivitäten
dieser Vereinigung, die im Kinzigtal sonst nirgendwo mehr bestand. So ist
im Protokollbuch der Ortsgruppe23 im März ein Appell des „Kameraden
Gottlieb Trautwein" verzeichnet, für den zweiten Wahlgang der Hindenburg-
Wahl „alles aufzuopfern, um einen endgültigen Sieg der Republik zu erringen
". Im Juni drängte er zu gemeinsamen Besprechungen von Reichsbanner,
SPD, Staatspartei, Radfahrverein und Gesellenverein, der republiktreuen Parteien
und Gruppierungen also, ohne damit aber durchzudringen.

Denn wieder standen Reichstagswahlen an, die alle anderen Aktivitäten zurückdrängten
. „Verfassungsmäßig nicht zuständige Kräfte haben die Regierung
Brüning zu Fall gebracht und die Auflösung des Reichstages herbeigeführt",
so begann der Wahlbrief Hermann Dietrichs „an die Freunde im Lande"; die
neue Regierung von Papen, die „auf einem verfassungsmäßig nicht einwandfreien
Wege" ins Amt kam, sei so oder so „ein Werkzeug Hitlers", und er
warnte vor einem Wahlsieg des Nationalsozialismus, „der seinem innersten
Wesen nach unduldsam und unfähig" sei und der „Terror gegen Andersdenkende
, Unterdrückung der politischen Freiheit, unübersehbare wirtschaftliche
Experimente" bedeute. Und: „Wir müssen jetzt für die Republik und gegen
das Junkerkabinett sowie für die Herbeiführung geordneter parlamentarischer
Zustände kämpfen". Der bisherige Vizekanzler und Reichsfinanzminister hielt
am 19. Juni 1932 eine Versammlung in Schramberg ab, zu der der dortige

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